STADTHAGEN (wa). Marc Ennulat ist Betriebswirt. Seinen festen Job im Investmentbanking in Düsseldorf gab er auf um nach Schaumburg zu ziehen und hier seinen Vater zu pflegen. Jetzt ist er wieder auf Jobsuche, hat eine Umschulung zum Personalkaufmann gemacht. Heute sitzt Marc Ennulat auf Einladung des JobCenters Schaumburg in der "Galerie Vielfalt", dem Ausstellungsraum für Antik-Möbel und Kunst der Schaumburger Initiative gegen Arbeitslosigkeit (SIGA). Unter dem Motto "Dialog bringt Beschäftigung" hatten SIGA-Vorstand Rudolf Krewer und das JobCenter Schaumburg arbeitslose Menschen der "Generation Gold", also über 50-Jährige zum Austausch mit Schaumburger Unternehmern an einen Tisch gebeten. Mit dabei waren Joachim Grothe von Grothe Rohstoffe, Marcel Köster von der Joh. Heinr. Bornemann GmbH und Dieter Ahrens von Ahrens Dach- und Solartechnik.
In drei Gruppen konnten sich die etwa 30 Arbeitssuchenden mit einem der Fachleute zusammensetzen und ihnen die bekannten Löcher in den Bauch fragen. Derzeit betreut das JobCenter 300 Arbeitslose über 50 Jahren, die auch nach einer eventuellen Wiedereingliederung auf dem Arbeitsmarkt weiter betreut werden. "Wir möchten mit dieser Veranstaltung Klischees abbauen. Es gibt sehr viele Arbeitslose die motiviert sind einen Job zu finden", sagt Harald Niemann, Bereichsleiter Arbeitsmarktintegration beim JobCenter. Mit der SIGA habe man einen idealen Partner gefunden. Der Dialog diene nicht nur zum Austausch zwischen dem Arbeitssuchenden und Arbeitgeber sondern biete auch die Möglichkeit mit Gleichgesinnten zu sprechen und Ideen zu finden.
Dietlind Helms hat 20 Jahre für die Sparkasse Schaumburg gearbeitet. 1990 bekam sie ein Kind. Nach der Mutterzeit machte sich Helms im Bereich Finanzdienstleistungen selbstständig und erlitt Schiffbruch. "Ich habe nie wieder richtig Fuß gefasst", sagt die 57-Jährige. Trotz fachlicher Qualifizierung war es für sie schwer, nachdem das zweite Kind kam, einen neuen Job zu finden. "Ich habe immer gern gearbeitet", so Helms die sich inzwischen sogar als Call-Center-Agentin weiterbildete. Sie sehe sich als Problemlöserin und würde gern im Bereich Kommunikation und Beratung tätig sein. "Wir brauchen die Generation 50plus. Der Fachkräftemangel wird die Menschen zwangsläufig zurück in den Job führen", sagt Marcel Köster der bei Bornemann stellvertretend für die Personal- und Ausbildungsleitung zuständig ist. Zudem zählt bei allen drei Unternehmen in erster Linie nicht das Alter, sondern das Bauchgefühl. Problematisch seien jedoch die neuen Technologien. Eine gute Weiter- und Fortbildung müsse gewährleistet sein, so Joachim Grothe. Er sehe den Staat in der Pflicht. "Die Bereitschaft der Bewerber muss da sein." Köster, Ahrens und Grothe sind sich einig: Eine Mischung aus unterschiedlichen Charakteren und Generationen macht den Erfolg eines Unternehmens aus. Die Veranstaltung "Dialog bringt Beschäftigung" vereint Soziales und Wirtschaft. "Das ist typisch Schaumburg", sagte Landrat Jörg Farr, der eine Begrüßungsrede hielt. Die Aktion zeige was mit Kreativität alles erreicht werden könne. Foto: wa
