RINTELN (ste). Gemeindereferentin Martina Knöpfel-Lüssem fand deutliche Worte für die Schrecken der Reichspogromnacht am 9. November 1938, an die bei einer Gedenkfeier auf dem jüdischen Friedhof in Rinteln erinnert wurde: "Das Entsetzen wirkt noch heute. Es waren Deutsche, die über ihre deutschen Nachbarn hergefallen sind und sie durch die Stadt hetzten!" Brutale, menschenverachtende Christen traten ihren eigenen Glauben damals in den Dreck. Heute sei sie dankbar dafür, dass Frieden und Aussöhnung die Gesellschaft kennzeichne und vielfach jüdisches Gemeindeleben wieder aufkeime.
Die Gedenkfeier, musikalisch untermalt mit leisen Tönen aus den Blockflöten von Hannah Frick und Charlotte Meier sowie der Gitarre von Karin Dennhardt, sollte ein kleines Zeichen der Wertschätzung des jüdischen Volkes sein und gegen das Vergessen gerichtet sein. Ernst Wolfgang Giese, Gottesdiensthelfer und Lektor, las dann aus dem Psalm 94: "Herr Gott, des die Rache ist, Gott, des die Rache ist, erscheine! Erhebe dich, du Richter der Welt; vergilt den Hoffärtigen, was sie verdienen...!" Dann forderte Martina Knöpfel-Lüssem die kleine Gemeinde auf dem Friedhof zum Gebet auf. Nach jüdischem Brauch wurden am Ende der Gedenkfeier kleine Kieselsteine auf den Grabsteinen platziert. Im nächsten Jahr jährt sich die Reichspogromnacht zum 75. Mal.
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