1. Die Grabhügel lassen eine frühe Besiedlung vermuten

    Aufmerksamkeit von Landwirten gefordert / Bodenfunde geben Aufschluss

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    ALTENHAGEN II (al). Über Grabhügel und Urnengräber, historische Feuerstellen und Lagerplätze von Rentierjägern hat Archäologe Ronald Reimann vor 35 Zuhörern im Dorfgemeinschaftshaus Altenhagen II berichtet. Der vom Landkreis Schaumburg ehrenamtlich eingesetzte Experte folgte damit einer Einladung des Arbeitskreises "Altenhäger Dorfgeschichte(n)".

    Dessen Mitglieder sammeln schon lange Fakten über die lokale Historie, die eigentlich erst im hohen Mittelalter begonnen hat. Doch die nahe dem Dorf auf dem Kappenberg befindlichen Hügelgräber gaben seit jeher Rätsel auf. Die Begräbnisstätte lege die Vermutung nahe, dass es schon viel früher menschliche Siedlungen gegeben haben müsse.

    Reimann wollte dies durchaus bejahen. Siedlungsplätze der Bronzezeit vor rund 4000 Jahren befanden sich nahe Bachläufen oder deren Quellgebieten, am Rande von Moorgegenden oder auch an Transportwegen. Überhaupt sieht der Experte den Deister als offenbar sehr wichtig für die Menschen der damaligen Zeit an. Mehr als 200 Hügelgräber seien dokumentiert. Die meisten habe er selbst schon in Augenschein genommen; weitere neu entdeckt. Zudem glaubt er an eine noch hohe Dunkelziffer: "Wer kriecht schon in dichtes Unterholz?".

    An dem zwischen Altenhagen und Nienstedt gelegenen Kappenberg sind aus früheren Erhebungen zehn Hügel bekannt. Acht lassen sich heute noch auffinden; einen neunten kann Reimann durch Verfärbungen auf einem nahen Feld nachweisen.

    Zwei weitere sind vermutlich aus Unwissenheit bei Forstarbeiten zerstört worden: "Leider gibt es keinen Dornröschenschlaf für Grabhügel", bedauert er. Was über Jahrtausende unbeschadet geblieben sei, werde heute ein Opfer von Rückemaschinen oder auch von Raubgräbern.

    Reimann ist sich jedoch sicher, dass die fortschreitende Gentechnologie und weitere Entwicklungen in der Geophysik die Arbeit der Archäologen erleichtern werden. Denn "jede Grabung, die wir heute noch vornehmen, bedeutet auch Zerstörung", bedauert er: "Wer weiß, was aber in 30 Jahren möglich sein wird."

    Dass in der jüngsten Vergangenheit beinahe monatlich Spektakuläres im Schaumburger Erdreich gefunden wurde, sei der bei der Schaumburger Landschaft geschaffenen Stelle eines hauptamtlichen Kommunalarchäologen zu verdanken. Systematisch würden dieser sowie die beiden ehrenamtlich tätigen Kräfte tätig, wenn neue Bau- oder Gewerbegebiete erschlossen werden sollen. Reimann hat selbst auf dem Gelände des künftigen Edeka-Regionallagers am Ortsrand von Lauenau geforscht und auf der über 30 Hektar großen Fläche Abfallgruben, Keramik den Kieferknochen eines Pferdes und eine Feuerstelle nachweisen können. Noch spektakulärer seien Funde aus der vorrömischen Eisenzeit auf dem künftigen Siedlungsgebiet "Leimkaute" in Rodenberg. Diese würden in Kürze offiziell vorgestellt.

    Wie sehr das hiesige Gebiet schon vor 10.000 Jahren von frühen Siedlern geschätzt worden sein muss, machte Reimann am "Alten Busch" bei Algesdorf und dem benachbarten "Alten Rodenberg" deutlich. Die hiesigen Bodenfunde seien die inzwischen "ältesten im Kreis Schaumburg". Rentierjäger hätten hier die durch das Tal ziehenden Herden aufgespürt. Eine andere archäologische Sensation ließ Reimann ebenfalls nicht unerwähnt: Das vor gut einem Jahr zufällig gefundene Urnengräberfeld bei Hohnhorst mit über 330 Bestattungen sei das inzwischen größte im landesweiten Vergleich.

    Reimann nahm die Beispiele Hohnhorst und Algesdorf zum Anlass, an Wanderer und Landwirte zu appellieren: Wer zufällig auf merkwürdige Funde auf dem Acker stößt, sollte die Archäologen informieren. Nur so lassen sich weitere Erkenntnisse über frühe Besiedelungen sammeln. Foto: al

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