1. Schere am Ausbildungsmarkt klafft weiter auseinander

    Es gibt mehr Bewerber als Lehrstellen / Vielfältige Ursachen / Beide Seiten müssen sich um Erfolge bemühen

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    Wie eine entsprechende Statistik zeigt, wurden 785 Ausbildungsstellen gemeldet, 65 weniger als im Vorjahreszeitraum. Gegenläufig die Entwicklung auf der Bewerberseite: Wesentlich mehr junge Menschen bewerben sich um eine Ausbildungsstelle. Die Zahl der bei der Agentur und den Jobcentern gemeldeten Bewerber stieg gegenüber dem Vorjahr um 250 auf 1 488. In der Bilanz klafft damit die Schere zwischen Lehrstellen und Ausbildungssuchenden immer weiter auseinander. Zum Vergleich: Im Jahre 2009 kamen auf 863 gemeldete Ausbildungsstellen 1 020 Bewerber. Die Ursachen dafür seien vielfältig, sagte die Leiterin der Arbeitsagentur Stadthagen, Cornelia Kurth. Auf der Bewerberseite wirke unter anderem der doppelte Abiturientenjahrgang auf den Ausbildungsmarkt nach. Viele Jugendliche hätten nach dem Abitur 2011 Angebote genutzt, ein Jahr zu überbrücken, zum Beispiel durch ein Freiwilliges Soziales Jahr. "Zudem haben wir verstärkt Aktivitäten durchgeführt, um die Ausbildung bei Schulabgängern zu bewerben." In Bezug auf die sinkende Zahl an gemeldeten Ausbildungsstellen merkte Kurth an, dass sich zahlreiche Unternehmen, die nicht jedes Jahr ausbilden, im Ausbildungsjahr 2010/11 "gut eingedeckt" hätten. Als weiteren Grund nannte sie unter anderem den durch Insolvenzen bedingten Verlust einiger Ausbildungsplätze im beliebten Kfz-Bereich.

    Rund 700 Schulabgänger haben keinen Ausbildungsplatz gefunden, letztendlich unversorgt, also ohne jegliche Alternative, blieben aber nur 26 Bewerber. Die meisten ziehen die Option eines weiterführenden Schulbesuches vor, um die Chancen auf eine Ausbildungsstelle zu steigern. Der Großteil entscheide sich dabei für die hiesigen Fachoberschulen, ein Drittel würde die Schule aber erfahrungsgemäß ohne einen Abschluss wieder verlassen, kritisierte Kurth: "Diese Schüler würde ich lieber in Ausbildungsstellen sehen." Einige von ihnen sollten die Beratungen der Arbeitsagenturen in Anspruch nehmen, um zu schauen, ob die Schulform wirklich für sie geeignet sei. "Das stelle ich nämlich in Frage", spitze Kurth zu. 120 der Schulabgänger, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, befänden sich in berufsvorbereitenden Bildungs-, Qualifizierungs- und Überbrückungsmaßnahmen, die die Ausbildungsreife der jungen Menschen individuell verbessern sollen.

    "Die Herausforderung, Jugendliche und Betriebe regional, berufsfachlich und qualitätsmäßig zusammenzubringen ist größer geworden", betonte Kurth. Beide Seiten werden daher Kompromisse machen müssen. Betriebe dürften nicht nachlassen, Ausbildungsplätze zu schaffen, und werden ihre Anforderungen zurück schrauben müssen. Aber auch Ausbildungssuchende müssten sich weiterhin bemühen. Bei Jugendlichen und Unternehmen warb die Filialleiterin der Stadthäger Arbeitsagentur, alle Hilfen wahrzunehmen: "Bei Schwierigkeiten in der Berufsschule können kostenlos ausbildungsbegleitende Hilfen als Nachhilfeunterricht genutzt werden." Die Kosten übernähmen die Arbeitsagentur und Jobcenter. "Zu Hause sitzen muss aber keiner", motivierte Kurth die unversorgten Bewerber und verwies auf noch freie Plätze bei berufsvorbereitenden und Überbrückungsmaßnahmen. Für die Teilnahme an einem Praktikum gebe es teilweise sogar Geld.

    Foto: jl

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