1. Herr Holm einmal ganz privat

    Dirk Bielefeld zu Gast bei den Kleinkunsttagen in der "Alten Polizei"

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    STADTHAGEN (ag). Seit 20 Jahren sorgt der Hamburger Polizist auf Bühnen und im Fernsehen im öffentlichen Raum für Unruhe. Erschaffer und Darsteller Dirk Bielefeld hat mit mürrischem Blick, Hornbrille und schlurfendem Gang eine Kunstfigur geschaffen, die durch Schauspiel, Wortwitz, Slapstick, Gesang und visuelle Komik sein Publikum im Sekundentakt zu wahren Erheiterungsstürmen hinreißt. Am 10. November war er zu Gast in der "Alten Polizei".

    In die Kulisse eines Schrebergartens am Hamburger Stadtrand kommt Herr Holm auf einem Moped angebraust und beginnt seinen Feierabend mit dem Kampf mit seinem Helm. Die Stadt verlässt der Polizist so oft es geht, schließlich "ist jeder Mensch eine Straftat". Um alle erst einmal miteinander bekannt zu machen, hält er das Publikum dazu an, sich mit einfachen Fragen miteinander vertraut zu machen: "Brauchen Sie die Brille wirklich?

    Warum gucken Sie so streng, sind Sie geliftet? Sie tragen aber ein buntes Jacket, sind Sie da nicht schon zu alt für?" Doch nicht nur das Publikum soll sich vertraut machen, auch Herr Holm will neue Kontakte knüpfen.

    Mit Klemmbrett bewaffnet mischt er sich ins Publikum und bittet um Licht, "das sieht schon nicht mehr so gut aus". Die ersten Lacher sind ihm sicher, als er das Kennenlernen mit einzelnen Herren im Publikum beginnt: "Netter Name - sind Sie zufrieden? Sie kommen aus Bad Münder? Sie machen aber einen ganz normalen Eindruck". Von dort aus leitet er zum Thema Namensgebung und individuellem Aussehen, denn "manche von uns sind dick, manche haben hängende Mundwinkel oder Tränensäcke.

    Mit allem zusammen können Sie heute auch Bundeskanzler werden!" All diese Attribute sind natürlich positiv, genauso wie schütteres Haar, welches Charakter hat "-genau wie die abgesessenen Sitze eines Oldtimers".

    Später gibt sich Herr Holm dann als Hundeliebhaber zu erkennen. Seinen Hund hatte er bei einem Unfall gefunden und mit nach Hause genommen, "jemanden der sich freut wenn ich nach Hause komme, hatte ich noch nie". Zudem handelte es sich um einen besonders kontaktfreudigen Hund, der gerne hinter Joggern herrannte, bis er sie geschnappt hatte.

    Leider ist der Hund seit einem Jahr tot und Holm überlegt, "ob ich mir einen neuen Hund oder doch gleich eine Frau anschaffe". Die Überlegung bot viel Raum für Vergleiche: "Hunde kann ich vor dem Geschäft anbinden, Frauen nicht - und dann wird‘s teuer.

    Außerdem kommen die Eltern vom Hund am Sonntag nicht zum Kaffee".

    Aber mit Frauen hat er ohnehin kein Glück, "nicht so wie mein Kollege, der holt sich Mittags eine Wurst, und Abends die Wurstverkäuferin".

    Doch die Zeiten sind vorrüber: Holm hat sich Karteikarten zur Kontakteröffnung vorbereitet, die Abhilfe schaffen werden. Neben Argumentationskarten gegen Rauchen enthalten die Karten auch Stichpunkt für alles was Frauen interessiert, wie zum Beispiel Orangenhaut.

    Gegen Ende wird der private Beamte noch sehr nachdenklich: "Vor zwei Jahren habe ich die Schneide meiner Axt ausgetauscht.

    Letzten Sommer folgte noch ein neuer Stiehl. Ist das noch die selbe Axt?" Zudem appelliert er, sich des öfteren in andere Menschen hinein zu versetzen. Um einen Vogel zu locken muss man sich beispielsweise vorstellen, "auf dem Ei im Nest zu hocken, sich aufzuplustern und lecker vom Wurm abzubeissen". Das macht irgendwie ja auch Sinn.

    Foto: ag

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an