BÜCKEBURG (hb/m). Zur Erinnerung an ehemalige jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, die der Reichspogromnacht am 9. November 1938 und dem Nazi-Terror zum Opfer gefallen sind, hat am Freitagvormittag eine Gedenkfeier hinter dem Stadthaus stattgefunden, an der etwa hundert Bückeburger teilgenommen haben und die vom Posaunenchor musikalisch umrahmt wurde. Bürgermeister Reiner Brombach und Vertreter der jüdischen Gemeinde im Landkreis Schaumburg haben Kränze am Gedenkstein niedergelegt.
Auf den Tag genau 74 Jahre sei es her, dass die "hässliche Fratze des Dritten Reichs ihr wahres Gesicht gezeigt habe", erinnerte Brombach an das dunkelste Kapitel in der Geschichte unseres Landes.
Bis dahin hochangesehene Bürger der Stadt Bückeburg und in ganz Deutschland seien plötzlich verfolgt, diffamiert und zum Schluss ermordet wurden. "Wenn wir diese Toten vergessen, sterben sie ein zweites Mal", mahnte der Bürgermeister.
Nicht nur Juden seien verfolgt worden, auch Sinti, Roma, Homosexuelle und Behinderte. Sie sollten aus dem Volk eliminiert werden. Die Bevölkerung habe diese Taten zum größten Teil hingenommen und nur wenige hätten Widerstand geleistet. Es sollte uns, so Brombach, eine Mahnung sein, damit wir solche Geschehnisse in Deutschland und möglichst in der ganzen Welt nicht wieder erleben müssen. Allerdings hätten rechtsextremistische Bewegungen in der ganzen Welt wieder Fuß gefasst und würden Gewalttaten ausüben.
"Mehr als 1.500 Synagogen sind niedergebrannt, jüdische Häuser und Geschäfte geplündert und zehntausende Juden verhaftet und in Konzentrationslager gebracht worden", erinnerte Leonid Feldbein von der jüdischen Gemeinde in Bückeburg an den Anfang des Holocausts, der rund sechs Millionen unschuldiger Menschen das Leben gekostet habe.
Pastor Dr. Wieland Kastning berichtete von einem Besuch 1987 in Israel. Eine ältere Frau habe während eines Gespräches die am Arm eintätowierte KZ-Nummer gezeigt. Sie hatte "die Hölle Auschwitz" überlebt. "Habt keine Angst, ich hasse euch nicht, auch nicht euer Volk, aber ihr habt die Verantwortung dafür, dass so etwas nicht wieder passiert", habe die Frau gesagt.
Auch in Bückeburg, so Dr. Kastning, habe sich in den letzten zwölf Monaten der "braune Geist" wieder gezeigt. "Es muss dafür gesorgt werden, dass Jugendliche frühzeitig Lebensperspektiven bekommen und für das braune Gedankengut nicht anfällig werden." Foto: hb/m