1. Wenn Banker auf die Gnade Gottes wetten

    "Pekunia" und das Christentum stehen im Mittelpunkt des vierten Reformations-Empfangs des Kirchenkreises

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    RINTELN (km). "Vom Umgang mit Geld aus christlicher Sicht"- so lautete das Leitmotiv des mittlerweile vierten Reformationsempfang des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Grafschaft Schaumburg. Superintendent Andreas Kühne-Glaser konnte dabei im Ratskellersaal rund hundert Gäste begrüßen.

    Für das feuilletonistische Intro sorgte Kühne-Glaser bei der Begrüßung selbst, als er einige eher humoristische Geld-Definitionen von Prominenten rekapitulierte. So habe der Komiker Jerry Lewis mal gesagt: "Jeder Milliardär hat auch mal als einfacher Millionär angefangen". Am Ende der Betrachtungen des Superintendenten stand schließlich aber doch eine ernsthafte Erkenntnis: "Wer mit Geld umgeht, der braucht eine Ethik - sonst geht er unter".

    Da hatte der Gastredner, Dr. Gerhard Wegner, Professor für praktische Theologie an der Universität Marburg, gleich einen konvenablen Kandidaten parat - dem es derzeit aber offenbar immer noch recht gut geht: Lloyd Blankfein, der Chef der amerikanischen Superbank Goldman Sachs, habe einem Kritiker mal entgegnet "We only do God‘s work, after all" (wir tun doch nur Gottes Werk...). Mochte der Professor dem Mega-Banker den Satz noch nicht als Blasphemie ankreiden, so bedarf die Philosophie des Bankhauses indessen zweifellos keiner Interpretation: "Es reicht nicht," lautet die Botschaft an die Mitarbeiterschaft, "dass wir erfolgreich sind - die anderen müssen scheitern".

    Nach einigen Beispielen aus der Literatur (unter anderem aus Thomas Manns Buddenbrooks und Goethes Faust), in denen die Protagonisten durch falsche Spekulation oder Gier vom Schicksal schwer gestraft wurden, fand Berger weitere Analogien in der Gegenwart und kritisierte vor allem, dass die Großfinanz, die "global players" (anwesende Repräsentanten von Sparkasse und Volksband waren ausdrücklich ausgeschlossen), heutzutage gar nicht mehr mit echten Waren handelten, sondern vielmehr auf die Zukunft und verwerflicherweise somit "auf die Gnade Gottes wetten". -

    Um - kleineres - Geld ging es auch bei dem Vortrag von Andrea Furche, der Leiterin des Kirchenkreisamtes in Wunstorf, die das Publikum gemeinsam mit ihrem Stellvertreter Peter Ehrlicher über aktuelle Zahlen in Sachen Finanzierung aufklärte. Dabei wurde deutlich, dass auch die Kirche von der allgemeinen pekuniären Schwindsucht nicht verschont bleibt. So sei das Kirchensteuer-Aufkommen in den letzten 20 Jahren um rund ein Drittel zurück gegangen. Was freilich weniger mit Kirchenaustritten als vielmehr mit dem demographischen Wandel zu tun habe. 80 Prozent des Budgets werden nach wie vor für Personal ausgegeben. Und dessen Zahl hat zuletzt permanent zugenommen: Nachdem dem Amt in Wunstorf vier weitere Kirchenkreise zugewiesen wurden, ist das Terrain fast so groß wie der frühere Regierungsbezirk. Foto: km

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