STADTHAGEN (jl). Auf eine historische Reise durch das alte Breslau lädt seit wenigen Tagen der Lindhorster Heinz Drieschner ein. Am Dienstag hat er seine Ausstellung im Kulturzentrum "Alte Polizei" eröffnet.
Der gebürtige Breslauer präsentiert eine Reihe berühmter Bauwerke aus dem alten Breslau in exakten Modellen, ergänzt um einige Exponate aus Lindhorst. Einen interessanten Kontrast bieten Fotos seines Bruders Günter aus dem heutigen Breslau.
1926 geboren, verbrachte Drieschner Kindheit und Jugendzeit in Breslau. In Lindhorst, der neuen Heimat nach 1945, entdeckte er sein Talent für den Modellbau und konstruierte bekannte Gebäude des alten Breslau nach, maßstabsgetreu und mit viel Liebe zum Detail. Seine Erinnerungen wollte er in Modellen festhalten, weil ihm die Eindimensionalität seiner gemalten Bilder nicht mehr ausreichte. "Da sieht man doch immer nur die Schokoladenseite", erklärte der 86-Jährige augenzwinkernd. Und die handelsüblichen Modellbauten mit Ausschneidebogen aus Pappe seien ihm zu "läppisch" gewesen. Er baut seine kleinen Werke im großen Stil komplett selbst, aus Karton. Dabei nehme das Recherchieren nach geeigneten Fotos als Vorlage die meiste Arbeit in Anspruch, so Drieschner. Sein erstes Modell baute er bereits Anfang der Fünfzigerjahre – das Breslauer Rathaus. Es folgten weitere Kartongebäude, unter anderem die Stabkirche Wang, die 1841 vom preußischen König erworben und bei Krummhübel im Riesengebirge wieder aufgebaut wurde, der Aussichtsturm auf der Liebichshöhe, dem höchsten Plateau der ehemaligen "Taschenbastion", das Empfangsgebäude des Breslauer Hauptbahnhofs, die erste evangelische Haupt- und Pfarrkirche St. Elisabeth mit dem zweithöchsten Turm ganz Schlesiens sowie die Universität mit Matthiaskirche und sogar zwei Straßenbahnwagen.
Seine Ausstellung umfasst heute neben etwa 20 Objekten aus Breslau auch Modellbauten aus der neuen Heimat, wie etwa das im Jahre 1978 durch den Bau der Bahnunterführung abgerissene Bahnhofsgebäude von Lindhorst und das ehemaliges Zechenhaus am Georgschacht bei Stadthagen. Die Ausstellung steht jedem während der gewohnten Öffnungszeiten der "Alten Polizei" offen, montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr sowie montags bis donnerstags von 15.30 bis 23 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Foto: jl