Zunächst zu den Vorgängen beim ersten Brand. Bewohnerin Wilma Callier wurde gegen 2.45 Uhr am Sonntag morgen durch einen lauten Knall und Brandgeruch wach. Schnell musste sie feststellen, dass die an das Wohnhaus grenzende Scheune vollständig in Flammen stand. Die 60-jährige, ihr 28 Jahre alter Sohn Frederic und die 90 Jahre alte Mutter Callier konnten sich aus dem Haus retten, sie zogen sich allerdings alle Rauchgasvergiftungen zu. Die alte Dame ist bei der Rettung gestürzt und verletzte sich am Fuß. Ein Rettungswagen brachte die verletzte Seniorin ins Stadthäger Kreiskrankenhaus. Ein 45-jähriger Rodenberger Feuerwehrmann musste später mit Verdacht auf einen Fußbruch auch in dieses Krankenhaus gebracht werden. Eine Nachbarin hatte sich ebenfalls eine Rauchgasvergiftung zugezogen und musste ambulant behandelt werden. Nach ersten Erkenntnissen von Feuerwehr und Polizei war das Feuer vermutlich von einem Fahrzeug ausgegangen, dass in der Scheune hinter dem hölzernen Schiebetor abgestellt war. Dieses, ein zweites Auto und auch die Küche des Gasthauses brannten völlig aus. Insgesamt 110 Feuerwehrleute verschiedenster Ortswehren unter der Leitung von Gemeindebrandmeister Jürgen Wilkening waren im Einsatz. Auch die Logistikeinheit der Feuerwehr und der Gerätewagen Atemschutz waren eingesetzt.
In der Nacht von Sonntag auf Montag folgte dann der nächste Einsatzbefehl an die gleiche Stelle, nahezu zeitgleich zum ersten Alarm. Ein zufällig vorbeikommender Beamter der Bundespolizei entdeckte den Brand Nummer zwei und informierte die Leitstelle der Feuerwehr. Die war dann rasch mit vielen Kräften und schwerem Gerät an der Brandstelle, wo sich die Flammen rasch ausbreiteten.
Nach ersten Ermittlungen und Befragungen von Zeugen ist laut Polizeimeldung der Brand vermutlich wieder im Bereich der Garagen ausgebrochen. Aufgrund der intensiven Löscharbeiten nach dem ersten Brand war in diesem wieder betroffenen Gebäudekomplex viel Löschwasser eingesetzt worden. Da durch den ersten Brand die beiden Kraftfahrzeuge ausgebrannt waren, geht die ermittelnde Kriminalpolizei davon aus, dass die unbekannten Täter - jetzt - mit einem Brandbeschleuniger gearbeitet haben müssen.
Beim ersten Brand ist insbesondere der Mitteltrakt und das linke Wohnhaus beschädigt worden. Beim zweiten Brand wurde durch das Feuer erneut der Mitteltrakt und das rechte Wohnhaus stark beschädigt. Beim Eintreffen der Feuerwehr stand ein Hausbewohner bei geöffnetem Fenster in seiner Wohnung im ersten Obergeschoss. Aufgrund der starken Rauchgasentwicklung im Treppenhaus konnte der Mann die Wohnung nicht mehr verlassen. Er wurde mit Hilfe einer so genannten Fluchtmaske gerettet und mit Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus Stadthagen gebracht. Einsatzleiter Thomas Böhm von der Rodenberger Feuerwehr dazu: "Wir hätten nicht eine Minute später kommen dürfen!" Der ermittelnde Kriminalhauptkommissar Böttcher geht davon aus, dass der gesamte Gebäudekomplex durch die beiden Brandereignisse nahezu total beschädigt wurde. Und ergänzt:" Offensichtlich ist der Täter oder sind die Täter erneut gekommen, um das zu vollenden, was sie beim ersten Brand nicht geschafft haben." Nach den ersten Schätzungen geht die Kripo Bad Nenndorf von einer Schadenshöhe von mindestens 500 000 Euro aus. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. "In der Nacht des ersten Brandes sind in der Rodenberger Innenstadt mehrere laut grölende Personen aufgefallen", so der Ermittler. Ob sie mit den Bränden in Zusammenhang stehen, könne nicht gesagt werden. Die Kripo sucht diese Personengruppe, eventuell können sie als Zeugen etwas zu der Entstehung des ersten Brandes sagen. Bei sachdienlichen Hinweisen wird gebeten, das Polizeikommissariat Bad Nenndorf, Telefon 05723/9461-0 anzurufen.
Foto: bb/pd