1. Ausschuss bewertet eine inklusive Schule für die Kinder als bedenklich

    Grundschulleiter Arnulf Buch und Ausschussvorsitzende Beate Krantz äußern sich kritisch

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    OBERNKIRCHEN (wa). Was versteht die Politik eigentlich unter kindgerechter Bildung? Diese Frage stellte Beate Krantz kürzlich in einer Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur in einem Klassenraum der Grundschule am Kammweg. Die CDU-Ratsfrau und Ausschussvorsitzende ist der Meinung, dass die kommende Inklusion nicht an den Bedürfnissen der Kinder orientiert sei.

    Der Niedersächsische Landtag hat die Einführung inklusiver Schulen zum Schuljahresbeginn 2013/14 verbindlich beschlossen. Das heißt, Grundschulen und Weiterführende Schulen müssen ab dem 1. August 2013 alle Schüler mit sonderpädagogischem Bedarf aufnehmen. Förderschule bleiben zwar bestehen, jedoch haben die Eltern das Wahlrecht ihre Kinder auf eine allgemeinbildende Schule zu schicken.

    Für alle Förderschwerpunkte außer Lernen, Sprache und emotionale und soziale Entwicklung können für einen Übergangszeitraum bis 2018 Schwerpunkt-Grundschulen eingerichtet werden, heißt es auf der Seite des Niedersächsischen Kultusministeriums. "Ich glaube, dass ist wieder so eine Sache, die die Politik machen muss." Ihrer Meinung nach müsse man erst mal die Schulen fragen, was sie für die Umsetzung brauchen: Viel mehr Personal, andere Wege, Materialien und neue Räume. Alles Faktoren die laut Kranz, selbst Lehrerin an der Grundschule am Kammweg, wichtig seien um die Obernkirchener Schule überhaupt inklusive gestalten zu können. "Rollstuhlfahrer waren schon immer da", sagte Schulleiter Arnulf Buch. Bis jetzt habe man sich da immer gut zu helfen gewusst. Die Grundschule verfügt über zwei Etagen.

    Der erste Stock ist nur über eine Treppe zu erreichen. Hier befinden sich die Klassen der vierten Jahrgänge, PC- und Werkraum. Die Grundschule am Kammweg erwägt, sich als Schwerpunktschule "Körperbehinderungen" anzubieten.

    Um allen Kindern einen barrierefreien Zugang zu ermöglichen, müsste es also einige bauliche Veränderungen geben. Seine Bedenken: Es wird viel Geld für den Umbau ausgegeben und hinterher wird die Schule nicht genutzt. Denn entscheiden auf welche Schule – und wie lange – ein Kind geht, dass dürfen allein die Eltern. Thomas Stücke (Grüne) regte an, sich erst einmal einen Überblick zu schaffen, wie viele behinderte Kinder es in Obernkirchen gebe. Im Bereich der Sporthalle plant die Stadt bereits den Bau einer Rampe.

    Große Schwierigkeiten sieht Buch allerdings bei Kindern mit Hör- beziehungsweise Sinnesbeeinträchtigungen.

    Das Gebäude sei sehr hellhörig. Dr. Ilka Niemeyer (SPD), die selbst ein hörbeeinträchtigtes Familienmitglied hat, sieht es wie Buch. "In diesem Fall ist das Wahlrecht der Eltern wirklich kein Vorteil." Ihrer Meinung nach würde man den Kindern so ihr Recht auf umfangreiche pädagogische Betreuung an den Förderschulen entziehen.

    Denn das Schlimmste daran: Die Pädagogen in Obernkirchen haben nie gelernt, Kinder mit sonderpädagogischem Bedarf zu unterrichten, so Buch.

    Laut dem Schulleiter werden diese Lehrer nach den vier Schuljahren "auf dem Zahnfleisch gehen". Kritisch sieht Kranz auch die Situation für die "normalen" Kinder - sie werden darunter leiden, prognostizierte sie. "Das ist wieder so eine Sache, die da oben denken und die da unten haben zu tun", sagte die Grundschullehrerin, sichtlich entrüstet über die Entscheidung der Politik.

    Foto: wa

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