LANDKREIS (wa). Ins eigene Spiel vertieft sitzt Finn auf orangenem Flauschteppich: Zu Hause ist er nicht, sondern bei Tagespflegemutter Kerstin Schneider im "Zwergenstübchen". Doch das macht nichts, denn hier im liebevoll gestalteten Kinderzimmer auf Zeit und seinen Spielkameraden fühlt sich Finn geborgen. Das alte Bild der Hausfrau und Mutter ist im Jahr 2012 längst überholt. Heutzutage müssen Eltern Beruf und Kinder unter einen Hut bringen. Der Landkreis Schaumburg ist in Sachen Kinderbetreuung ein echter Vorreiter. Die Kinderbetreuungsagentur (Kiba) in Stadthagen ist der erste Ansprechpartner für Tagespflege, qualifiziert und vermittelt geeignete Personen.
Schaumburger Wochenblatt (SW): Frau Schneider, was raten Sie Eltern, die sich für eine Tagespflege entschieden haben. Worauf sollten sie bei der Pflegeperson achten?
SW: Wie sollte eine Tagespflegeperson ihrer Meinung nach sein?
SW: Was hat Sie dazu bewegt Tagesmutter zu werden?
SW: Wie viele Kinder betreuen sie in ihrem "Zwergenstübchen"?
SW: Und wie läuft ein Tag bei Ihnen mit den Kindern ab?
SW: Viele Mütter haben Bedenken ihr Kind einer Tagesmutter zu überlassen. Wie ist ihre Meinung dazu?
SW: Welche Vorteile bringt eine Tagesmutter?
SW: Was raten Sie Eltern, die sich zwischen Tagespflege und Krippe nicht entscheiden können?
SW: Noch etwas persönliches, Frau Schneider. Warum arbeiten Sie als Tagesmutter?
Journalistin Sandra Walschek hat sich für das Schaumburger Wochenblatt mit Tagespflegemutter Kerstin Schneider zu einem Interview getroffen. Im persönlichen Gespräch hat die 51-Jährige verraten, welche Vorteile die Tagespflege bringt und warum letztendlich das Herz entscheidet.
Kerstin Schneider: Wenn ich mich in die Lage der suchenden Mütter versetze, gehe ich immer von meinem eigenen Bauchgefühl aus. Ich stelle mir die Frage, wie sollte die Tagesmutter für mich sein? Sie sollte von vornherein etwas Herzliches ausstrahlen, sich in Wünsche und Bedürfnisse der Kinder hineinversetzen können, und sich mit den Kindern ordentlich beschäftigen. Man muss im Gespräch einfach gucken ob die Chemie stimmt.
Schneider: Sie muss für einen harmonischen Ablauf sorgen. Sich für die Kinder Zeit nehmen und auf jedes einzelne Kind eingehen. Reinliches Verhalten, die Hygiene ist sehr wichtig.
Schneider: Ich war 30 Jahre lang als Arzthelferin tätig und habe mich dann kurzerhand entschlossen eine Qualifizierung zur Tagesmutter zu machen. Die Kinderbetreuung mache ich jetzt im fünften Jahr.
Schneider: Ich betreue am Tag zwischen drei und fünf Kinder. Momentan habe ich acht Kinder über die Woche verteilt. Im nächsten Jahr kommen zwei Babys dazu, eines davon ist noch nicht mal auf der Welt, aber jetzt schon vorangemeldet.
Schneider: Wir treffen uns hier immer morgens, meist zu dritt. Dann machen wir eine Begrüßungsminute und fangen an zu spielen. Es gibt das freie Spielen und Kinder die sich alleine noch nichts aussuchen können, die animiere ich. Wir spielen viel zusammen und sind bei gutem Wetter selbstverständlich viel draußen. Machen Spaziergänge. Hier im Ort (Anm. der Redaktion: Meinefeld) ist es relativ ruhig, es fahren wenig Autos. Oder wir sind im Garten. Dann kommen oft die Nachbarskinder rüber und spielen mit. Mittags koche ich frisch für die Kinder und in der Küche wird dann gemeinsam gegessen. Zum Mittagsschlaf hat jedes Kind seinen eigenen Sitzsack statt einem Bett. Komischerweise schlafen bei mir immer alle Kinder gleichzeitig ein. Das läuft wie am Schnürchen.
Schneider: Das stimmt. Die denken dann sie wären Rabenmütter. Das sie von der Gesellschaft abgestempelt werden, von wegen wieso schafft die sich ein Kind an, wenn sie es dann weggibt. Aber die Frauen müssen auch an sich denken. Sich weiterbilden, sich selbst verwirklichen. Viele Frauen müssen auch einfach arbeiten, weil es anders nicht geht. Viele wollen zu einer Tagesmutter, können es aber psychisch nicht. Sie müssen versuchen sich von ihrem Kind etwas zu lösen. Das geht, habe ich selbst hier erlebt. Solchen Müttern schicke ich dann immer Fotos aufs Handy auf denen ihr Kind gerade schön spielt. Ich mache auch Videos und Notizen für die Eltern, damit sie nichts verpassen. Sie können jederzeit hier anrufen.
Schneider: Die Anzahl der Kinder ist überschaubar, man hat mehr Zeit für jedes einzelne Kind. In kleinen Gruppen ist die Gemeinschaft besser, die Kinder gehen mehr miteinander um. Und natürlich die Flexibilität. Ich betreue Kinder zwischen 6.45 und 21.30 Uhr. Ich habe auch Eltern in Schichtarbeit dabei. Momentan sind die Kinder bis spätestens 19 Uhr bei mir. Ich mache das nach Bedarf der Eltern. In der Krippe gibt es flexiblen Zeiten nicht.
Schneider: Sie sollten bei beiden Stellen Probestunden vereinbaren in denen sie die Betreuung ihres Kindes beobachten. Einfach die Erzieher in der Krippe und die Tagesmutter besser kennenlernen. Wichtig ist die Gefühlsebene des Kindes: Schafft es eine große Gruppe oder ist eine private Betreuung besser. Gute Tagesmütter bekommen ihre Pflegekinder meistens durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Empfehlungen von Freunden oder über die Kinderbetreuungsagentur in Sta.
Schneider: Weil ich Kinder liebe. Ich empfinde immer mit ihnen. Und die Resonanz: Glückliche Kinder, die manchmal gar nicht mehr nach Hause wollen. Ich bin aber auch immer sehr traurig, wenn die Kindergartenzeit beginnt und ich mich von den Kleinen trennen muss.
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