NIEDERNWÖHREN (wtz). "Der Vereinslogger ‚Seemannsverein Niedernwöhren‘ liegt gut vorm Wind und ist auf einem guten und erfolgreichen Kurs", so würden die Seebären ihre aktuelle Sitaution in maritimer Wortwahl beschreiben. Denn ein Jahr vor dem 111. Vereinsgeburtstag konnte der Vorsitzende Wilfried Block jetzt zusammen mit Kassenwartin Monika Insinger das 100. Mitglied begrüßen. Beim Matjesessen muss es Roland Rinne aus Niedernwöhren so gut geschmeckt haben, dass er spontan den Aufnahmeantrag ausfüllte. Im Laufe der über 100-jährigen Geschichte gab es im Verein immer Höhen und Tiefen. Vor der Gründung im 19.Jahrhundert gab es den sogenannten Heuerausschuss, der sich jährlich neu aus Seeleuten zusammensetzte und mit den Heringsfängergesellschaften die Heuer aushandelte. Später war es der Deutsche Heringsfängerverband mit Sitz in Niedernwöhren, der die Interessen der Seeleute gegenüber den Gesellschaften vertrat. Aus diesem Verband bildeten sich ab 1900 in den einzelnen Ortschaften der Mittelweser und in Schaumburg die örtlichen Seemannsvereine. In Niedernwöhren war es der Kapitän Ernst Hohmeier, der im Jahre 1902 mit 60 Mitgliedern den Seemannsverein Niedernwöhren und Umgebung gründete. Diese Vereine hatten die Aufgabe, die Pflege der Seekameradschaft aber auch der sozialen Absicherung bei Unfall oder Tod eines Seemannes. Mitglieder durften nur Seeleute mit Seefahrtsbuch werden. Mit wechselnden Mitgliederzahlen, bedingt durch die zwei Weltkriege und der Hungerzeit, aber auch durch die Wirtschaftswunderjahre, in denen der Hering kaum eine Bedeutung hatte, erreichte der Verein 1968 seinen Tiefpunkt mit nur noch neun Mitgliedern. Zur gleichen Zeit ging in Glückstadt die große Zeit der deutschen Heringsfänger mit der Liquidierung der letzten Gesellschaft zu Ende.
Dies war aber auch der Wendepunkt in der Vereinsgeschichte. Dem Kapitän i.R. Friederich Hohmeier ist es jedoch zu verdanken das der Verein nicht aufgelöst wurde. Durch die Öffnung des Vereins auch für Nichtseeleute und Frauen nahm die Mitgliederzahl wieder zu. Man war kein Berufsverein mehr und so waren es im Jahr 2000 unter dem Vorsitzenden Kapitän i.R. Günther Kühn bereits wieder 64 Mitglieder.
Heute hat der Verein eine neue Satzung. Vereinszweck ist heute die Traditionspflege der großen Geschichte der Heringsfänger; eine Geschichte die eng mit der Dorfgeschichte Niedernwöhrens verbunden ist und die am Ende des 30-jährigen Krieges 1648 mit den Hollandgängern seinen Anfang nahm. Die jährlichen traditionellen Matjesessen sind ein fester Bestandteil in der Vereins- und Dorfgemeinschaft und die Mitgliederzahl des Vereins hat jetzt die Einhundert überschritten. Die Meerbecker Bügermeisterin Sabine Druschke hat sich vorgenommen, im 111. Jubiläumsjahr als 111. Mitglied in den Seemannsverein Niedernwöhren einzutreten. "Sollte es klappen, wäre sie uns herzlich willkommen", so die Vereinsmitglieder.
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