WIEDENSAHL (em). Der Schmalfilmabend im Wiedensahler Wilhelm Busch Geburtshaus mit dem Hannoveraner Entertainer Thommi Baake machte deutlich, dass man wohl einen besonderen Zugang zu den Zelluloidstreifen braucht, um alle diese alten Filmchen als unterhaltsam zu empfinden.
Der Filmvorführer selbst machte sofort klar, wie er über die modernen Bildträgern denkt: "Eine DVD hält doch nur sieben Jahre". Das Publikum auf seine Seite zog er mit dem Bekenntnis, in den Räumen, in denen der "alte und damals noch ganz junge Busch geboren worden ist, ein nervöses Kribbeln" zu verspüren, wie er es bis dato nur "bei Rembrandt in Holland" erlebt habe. Dass ihm unsere westlichen Nachbarn besonders am Herzen liegen, wurde deutlich, als er einen Zeichentrick-Stummfilm mit dem ersten Streich von "Max und Moritz" mit live vorgetragenem holländischen Text unterlegte und so für mancherlei Situationskomik sorgte.
Begonnen hatte die "Kult-Kinoshow" mit einem Verkehrserziehungsfilm aus den Sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit dem Titel "Sicher über die Straße". Da sorgen allein schon die alten Auto-Typen von DKW oder die Badewanne von Ford für Amusement beim Publikum.
Und die wiederholten Aufforderungen des Off-Sprechers an die Fußgänger wie "Seien sie misstrauisch" oder "Schauen Sie dem Fahrer ins Gesicht", machten schnell deutlich, wie atemberaubend sich der Straßenverkehr selbst in einem Dorf wie Buschs Geburtsort in einem halben Jahrhundert verändert hat.
Nach dem 20-Minuten-Streifen ging es dann in die erste Quizrunde. Baake belohnte richtige Antworten zu Kfz-Kennzeichen oder Verkehrsschildern mit skurrilen Preisen wie Bedienungsanleitungen für Geräte, die niemand mehr hat, oder Französisch-Heften in Schönschrift einer auf dem Etikett verzeichneten und dennoch unbekannten Schülerin und unterlegte die Preise mit dem verschmitzte Hinweis Baakes "Ihr könnt ja tauschen".
Der Abend fand seinen Höhepunkt, als im Siebziger-Jahre-Unterrichtsfilm Udo von der Tante zum elften Geburtstag einen Anorak geschenkt bekommt, der nicht passt und deshalb umgetauscht werden muss. Als das Publikum die eingeblendeten Untertitel gemeinsam vorlas, gab es manchen Gluckser. Die entluden sich zu Lachsalven, als Baake diesen Streifen mit einer ganz persönlichen Filmkritik überzog, die einem Leinwand-Hit wie "Winnetou" oder "Keinohrhasen"alle Ehre gemacht hätte.
Als dann pünktlich zur Pause der in die Jahre gekommene Super-8-Projektor seinen Geist aufgab, der Filmvorführer gezwungen war, sein Programm umzustellen und sich ganz auf die älteren Semestern aus der Schule bekannten 16-Millimeter-Streifen konzentrierte, gab es einen kleinen Bruch. Übrig blieben so zwei Filme: Eine artistisch wertvolle amerikanische Lasso-Show aus den Fünfzigern und ein Potpourri früher Beatles-Sequenzen. Ausfallen musste die Wahl des Wunschstreifens aus der Rubrik "Filme, die die Welt nicht braucht". Die nämlich waren bei dieser skurrilen Zeitreise nur auf Super 8 vorhanden.
Dafür blieb Zeit für ein gelungenes Finale. Mit zwei solo zur Gitarre vorgetragenen Songs der Liverpooler Pilzköpfe machte Baake bekannt mit einer anderen Seite seines künstlerischen Schaffens. Nicht der schlechtesten. Das ließen auch die Zugabe-Rufe erkennen.
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