OBERNKIRCHEN (wa). Erst flog das rote Jacket, dann zog er die Schuhe und zu guter Letzt sogar die Socken aus: Ulli & seine grauen Zellen rockten am vergangenen Sonnabend den Rossmann. Barfuß – ohne Lackschuh – nahm Ulli Zelle mit seiner Band die rund 200 Gäste mit auf eine Reise durch die Musikgeschichte der vergangenen Jahrzehnte. Um nur einige zu nennen Elvis Presleys "That´s right, "Abracadabra" von Steve Miller und "Under my thumb" von den Rolling Stones gab es zu Gehör. Drumherum tanzendes Publikum. "Das ist die Musik meiner Jugend. Ich kenne alle Texte", sagte Stadtjugendpfleger Erhard Vinke.
Jugend ist ein gutes Stichwort, denn so haben ihn die meisten seiner alten Schulfreunde noch nicht live erlebt. Ulli Zelle, bekannter Fernsehmoderator und Kultrocker in Berlin, wurde im Stift Obernkirchen geboren und blieb dem Bergstädtchen bis zum 18. Lebensjahr treu. "Zwei-, dreimal im Jahr besuche ich meine alte Heimat, treffe Freunde", erzählt Ulli Zelle kurz vor seinem ersten Auftritt in Obernkirchen. Den frühen Abend habe er mit seiner "halben Schulklasse" bei Speis und Trank in einem Sülbecker Restaurant verbracht. Denn als Supportband hatten die Veranstalter Schaumburger Landschaft (Kleinkunsttage "Paroli") und das Kulturfenster Obernkirchen die Musiker von "Herman – a tribute to wild romance" engagiert. Sie heizten dem Publikum im Vorfeld mit Songs von Herman Brood richtig ein und sorgten dafür, dass Ulli Zelle eine bereits vorgewärmte Feiermeute vorfand. Bühnenpräsenz, dass hat der Liekweger, der einst im Stift Obernkirchen geboren wurde. Mit einer Mischung aus Joe Cocker und Mick Jagger flitzte und hüpfte der Wahl-Berliner über die kleine Bühne im ehemaligen Rossmann-Gebäude. "Wir sind dem Immobilieneigentümer unheimlich dankbar, dass er dieses Event möglich gemacht hat", sagt Stadtkoordinatorin und Kulturfenster-Vorsitzende Dörte Worm-Kressin. Das Publikum sei begeistert gewesen und wünsche sich mehr davon.
"Meine ersten Jahrmarktserfahrungen habe ich in Obernkirchen gemacht", sagt Zelle im Gespräch mit dieser Zeitung. Angesichts des Leerstandes in der Innenstadt gab er der Stadtverwaltung und den hiesigen Vereinen einen Tipp: "Ihr habt gute Ideen, ihr müsst sie nur umsetzen." Als Anziehungspunkte nannte er das sanierte Dr. Oetker Haus in dem Worm-Kressin derzeit ihr Büro untergebracht hat. "Da muss man doch mal was draus machen", sagt Zelle. Und: Im Bückeberg bei den Dinosaurierspuren fehle seiner Meinung nach das Gastronomie-Angebot. "Wenn man da oben im Wald rumrennt und die Spuren anschaut, dann muss man hinterher auch irgendwo ein Eis oder eine Tasse Kaffee bekommen können", regt er an. Mit seiner Band absolviert der studierte Journalist um die 50 bis 60 Auftritte im Jahr. Dank Initiative von Rolf-Bernd De Groot erstmals auch in der Bergstadt.
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