STADTHAGEN (em). "Unser Ziel war ein energieautarkes Klärwerk, dass wir durch den Knopfdruck von Bernd Hellmann vorhin erreicht haben", verkündet Klaus Büsking, der Betriebsleiter der Abfallwirtschaftsgesellschaft. Die Faulgase, die im Klärwerk anfallen, werden zur Energiegewinnung genutzt in dem sie in den zwei Blockheizkraftwerken der Stromerzeugung dienen. Diese sparen dem Klärwerk nun 200.000 Euro pro Jahr ein. Nachdem vor wenigen Jahren bereits das erste Blockheizkraftwerk in der Kläranlage installiert wurde, nahm der Bürgermeister Bernd Hellmann am Vormittag des 26. Septembers nun die zweite, fast baugleiche Anlage, in Betrieb. "Die Faulgase, die sonst als Abfallprodukt ungenutzt verpuffen, werden dank der beiden Blockheizkraftwerke jetzt sinnvoll genutzt", erklärt der Betriebsleiter der Abwassergesellschaft Jörg Schädel. Durch die zweite Anlage werden jetzt die gesamten anfallenden Gase genutzt, was zum einen durch die Verringerung des CO2-Ausstoßes die Umwelt schont und zum anderen durch die erhöhte Menge an produziertem Strom auch die Betriebskosten des Klärwerks auf Dauer reduziert.
Dank der zweiten Anlage werden im Jahr gut 500.000 kWh Strom und rund 250.000 kg CO2 eingespart, bei einer Investitionssumme von rund 225.000 Euro. Hinzu kommt noch, dass die Anlage im Jahr etwa 1,1 Millionen kWh Strom pro Jahr verbraucht, die Stromproduktion diesen Wert jedoch übersteigt, sodass weitere Energie ins Stromnetz eingespeist werden kann und noch zusätzliche Erträge erwirtschaftet werden. Neben den 200.000 Euro, die die Anlage jedes Jahr an Stromkosten einspart, bringt sie dem Betrieb sogar noch zusätzlichen Gewinn, sobald die Anlage sich nach fünf Jahren selbst amortisiert hat.
"Die Kläranlage ist in einer Kommune der größte Stromverbraucher, noch vor der Straßenbeleuchtung. Unser Stromverbrauch läuft jetzt gegen null - und das mit einem Abfallprodukt", betont Klaus Büsking hoch begeistert. Die Euphorie unter den Gästen der Inbetriebnahme geht soweit, dass sogar noch eine dritte Anlage gefordert wird. "Für eine dritte Anlage ist leider nicht genug Gas vorhanden", dämpft die Betriebsleitung sogleich den Unternehmungsdrang. Ursprünglich hätte das Gas nicht einmal für die vorhandenen Anlagen ausgereicht. Die Kläranlage erhöht ihre Gasproduktion durch die Einleitung von Molkereiabfallprodukten, sodass die Gasausbeute gesteigert wird. Beiden Blockheizkraftwerken steht somit genügend Gas zur Verfügung. Doch auch diese variiert je nach Füllstand des Faulbehälters, sodass es wichtig war, dass die beiden Anlagen sich gegenseitig regulieren: "Wenn weniger Gas zur Verfügung steht, darf die alte Anlage etwas herunterfahren", erklärt der Betriebsingenieur Jens Hesterberg.