Wie in Niedersachsen, das er finanziell künftig als "Geberland" im Gegensatz zu seiner bisherigen Position als "Nehmerland" sehen möchte, plädiert McAllister auch auf EU-Ebene an die Eigenverantwortung der Mitgliedsstaaten. Diese soll nicht nur ermöglicht, sondern mit Blick auf die Verschuldung, auch gefordert werden. "Zur Solidarität in der EU gehört, dass man Hilfe gibt, sich aber selbst auch anstrengt", so McAllister. Seine Finanzen müsse jedes Land selbst regeln. Für ihn ist die Einführung geplanter Staatsanleihen, die zur Bewältigung der Schuldenkrise beitragen sollen, sogenannter "Eurobonds", oder eines europäischen Schuldentilgungsfonds zum derzeitigen Stand noch nicht erforderlich. Die Grundsätze "der Bindung von Finanzhilfen an strenge Auflagen" und "keine Haftung ohne Kontrolle" trügen die Handschrift Deutschlands und seien bis zum jetzigen Zeitpunkt stets durchgesetzt worden. Die Hannoversche Landesregierung bliebe nach wie vor gegen eine Transferunion, in der deutsche Bürger ihre Taschen für andere Staaten öffnen müssten, was zudem dazu führe, jeglichen Reformdruck von ihnen zu nehmen. Als Beispiele für die ersten positiven Entwicklungen durch eigenverantwortliche Veränderung nannte McAllister Spanien und Italien, die "auf einem guten Weg" seien. Die südeuropäischen Länder bräuchten vor allem Zeit, um aus eigener Kraft wieder auf die Beine zu kommen. Dass das europäische Modell dennoch "nicht ungefährdet" sei, räumte er ein und führte als Beleg die Entwicklung und Veränderung der Weltwirtschaftsleistung in den vergangenen 40 Jahren an. Um gegen die starke weltwirtschaftliche Konkurrenz insbesondere der "Schwellenländer" wie China bestehen zu können, nannte McAllister als Grundvoraussetzungen gesunde Staatsfinanzen, eine starke Wirtschaft und ein gutes Bildungs- und Ausbildungssystem.
Bildung stelle zusammen mit den Menschen die wichtigste Ressource dar, über die Europa verfüge, solle jedoch unbedingt weiterhin in Händen der Mitgliedsstaaten bleiben. Hier führte McAllister erneut das "Subsidiaritätsprinzip" an, das der EU zu Grunde liegt und als dessen überzeugter Verfechter sich der Ministerpräsident selbst bekennt. Staaten sollen dort Hilfe erhalten, wo sie mit einer Aufgabe überfordert sind oder profitieren können, aber alles andere selbstständig verwalten und entscheiden. "Das europäische Handeln muss einen Mehrwert haben", so McAllister deutlich. Wenig hält er in diesem Zuge von den Vorschlägen des Präsidenten der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, weitere Kompetenzen aus den Bereichen Politik und Wirtschaft an die EU abzutreten. In der anschließenden Diskussionsrunde meldeten sich neben Fürst Alexander zu Schaumburg-Lippe noch zwei weitere Zuhörer, darunter ein Bückeburger Schüler, mit Fragen an den Ministerpräsidenten zu Wort. Kern dieser war die europäische Finanzlage im allgemeinen, im Hinblick auf Absicherungen und die Haftungs-Verpflichtungen Deutschlands. Burkhard Balz fand an dieser Stelle ermutigende Worte. "Dass die Märkte sich anhaltend beruhigen werden", davon sei er persönlich überzeugt. Erste Tendenzen in Richtung Erfolg gebe es bei Irland und Portugal. "Nur Griechenland wird lange ein Problemfall bleiben, eine Generation Minimum", so Balz. Den von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble eingeschlagenen Kurs hält er für den richtigen. Ob Griechenland dauerhaft Teil der Eurozone bleiben könne, würde die Auswertung der Troika beantworten, so McAllister. Er erinnerte daran, den anderen Mitgliedern zwar in Sachen Schuldenbremse ein Vorbild zu sein, ihnen jedoch "auf Augenhöhe" zu begegnen. Besserwisserische Ratschläge oder voreilige Schlüsse seien nicht gefragt. "Gerade wir haben die Pflicht gute Europäer zu sein." Nur zusammen sei ein Erfolg möglich. Gemäß dem europäischen Fiskalpakt liegt Niedersachsen bei der Finanzkonsolidierung voll im Zeitplan, bereits 2017 soll ein ausgeglichener Landeshaushalt erreicht werden.
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