1. Ein "beinahe völlig vergessener Sohn" Rintelns kehrt ins Bewusstsein zurück

    Gedenkstein für Carl Wilhelm Wippermann auf dem Seetor-Friedhof eingeweiht / Einsatz für die Demokratie

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    Wippermann wurde am ersten Dezember als Sohn eines Jura-Professors in Rinteln geboren. Ab 1817 besuchte er das neugegründete Gymnasium. Nach dem Jura-Studium in Marburg folgte die Tätigkeit als Referendar und später als Anwalt beim Rintelner Obergericht. 1830 wurde er Stadtsekretär der Weserstadt und löste schon im folgenden Jahr Moritz Briede als Bürgermeister ab - was aber erst den Beginn seiner politischen Karriere markierte. 1832 wurde Wippermann als Deputierter der Landgemeinden des Weserbezirks in die Ständeversammlung gewählt, trat dort, so Meyer, "von Anfang an als entschiedener Befürworter und Verteidiger des neuen Verfassungsgesetze ein und avancierte bald zum Wortführer des liberalen Flügels und Hauptgegenspieler des berüchtigt reaktionären Innenministers Ludwig Friedrich Hassenpflug."

    Wippermann übersiedelte nach Kassel, wo man ihn 1835 überraschenderweise zum zweiten Bürgermeister der Residenz wählte. Als Mitglied der hessischen Ständeversammlung zeigte Wippermann - dem selbst erbitterte Gegner "ein wahres Redetalent" bescheinigten - besonderes Engagement bei der Ausarbeitung der wichtigen Städte- und Gemeindeordnung von 1834, die die neue Selbstverwaltung der Kommunen regelte.

    "Die aktive und einflussreiche Rolle in Kassel wäre undenkbar gewesen," so Stefan Meyer, "hätte Wippermann nicht über einen stabilen Rückhalt verfügt" - und insbesondere die Exklave Schaumburg habe als das eigentliche Hinterland der politischen Opposition in Kassel gegolten. Im März 1848 war es dann soweit. Mit dem politischen Umschwung in ganz Europa, musste sich auch der hessische Kurfürst den Zeichen der Zeit beugen. Wippermann nahm als Gesandter der neuen kurhessischen Regierung gemeinsam mit Friedrich Oetker in Frankfurt an den Beratungen des Vorparlaments teil und wurde in die provisorische Vertretung, den sogenannten "Fünfziger-Ausschuss" gewählt.

    Mit dem Scheitern der Revolution aber kam dann auch der politische Rückzug Wippermanns. 1850, als Hassenpflug erneut an die Spitze der Regierung trat, wurde Wippermann entlassen und nach einem Zwischenspiel als Abgeordneter im Erfurter Unionsparlament zur Regierungskommission nach Rinteln versetzt. Hier wandte er sich vor dem Hintergrund eines immer eisigeren Klimas der Reaktion historischen Studien zu. Sein zeitgeschichtliches Werk "Kurhessen seit dem Freiheitskriege", erinnerte Meyer, gehöre nach wie vor zur regionalhistorischen Standardliteratur, ebenso die "Regesta Schaumburgiensia" und das "Urkundenbuch des Stiftes Obernkirchen". Carl Wilhelm Wippermann starb am 23. März 1857 in seiner Geburtstadt Rinteln. Foto: km/privat

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