LAUENAU (al). Bei der Suche nach einem Frevler, der vor gut einem Jahr sich gewaltsam Einlass ins Lauenauer Amts- und Fleckenmuseum beschaffte, tappt die Polizei noch immer im Dunkeln. "Wir haben zwar eine hohe Aufklärungsquote", räumt der Leiter des Ermittlungsdienstes im Kommissariat Bad Nenndorf, Gerhard Böttcher, ein, "aber hier sind wir noch nicht vorangekommen".
Inzwischen wurde bekannt, dass auch andere museale Einrichtungen von Langfingern heimgesucht worden sind, die es offenbar ebenfalls auf kleinere Exponate abgesehen haben.
Das ergab eine Anfrage beim Heimatmuseum in Springe. Dort waren im Mai zwei kleine Etuis mit Waagen aus dem späten 18. Jahrhundert entwendet worden. Daraufhin wurden die Alarm- und Sicherheitseinrichtungen weiter verstärkt.
Auch in Lauenau ging es eigentlich nur um Kleinigkeiten, deren ideeller Wert jedoch weitaus höher anzusehen ist als der materielle: Zinnfiguren, Holzzepter und eine kleine Gewürzwaage. Allerdings fallen zwei ebenfalls verschwundene alte Uniformen aus dem Raster.
Was aber die Heimatfreunde im Flecken am meisten schmerzte: Der "Willkommen-Pokal" der örtlichen "Bunten Gilde" aus dem Jahr 1811 wurde um seine aus Zinn und Silber bestehenden Medaillen mit den Zunftzeichen erleichtert. Der Unhold knipste die an kleinen Ringen hängenden Teile einfach ab.
Umgehend fertigte der Vorstand ein Plakat an, auf dem die gestohlenen Gegenstände abgebildet waren. Eine visuelle Bestandsaufnahme wenige Monate zuvor, war dafür eine wichtige Hilfe. Die Poster gingen an Museen, Antiquitätenhändler und andere Adressaten.
Doch die Hoffnung, auf diese Weise wieder an die Stücke mit nur ideellem Wert zu gelangen, erfüllte sich bislang nicht.
Die Vorsitzende des Museumsvereins Springe, Angelika Schwager, weiß neben den Vorfällen in Springe und Lauenau noch von zwei weiteren in Rinteln und Bevern.
Im Arbeitskreis "Kleine Museen zwischen Weser und Leine" tauschen die Vertreter der Einrichtungen regelmäßig Informationen aus.
Dort wurden auch Vermutungen diskutiert, welche Beweggründe der Dieb haben mag. Allgemein gehen die Museumsleute von einem fanatischen Sammler aus. Dass die Beute eines Tages im Internet verhökert wird, glauben sie nicht. Ein kritisches Wort richtete Schwager übrigens in diesem Zusammenhang in Richtung Lauenau.
Während dem Arbeitskreis inzwischen 18 Einrichtungen angehören, sei aus dem Flecken "trotz Einladung" bislang niemand dabei gewesen.
"Wir bedauern das sehr", merkte sie an, auch weil ein Miteinander letztlich allen Museen zugute komme.
In Sachen Diebstahl will Lauenaus Vorsitzender Jürgen Schröder die Hoffnung weiterhin nicht aufgeben. Vielleicht ergebe sich ein glücklicher Zufall – oder die Einsicht des Frevlers, das zu Unrecht erworbene Gut wieder der Allgemeinheit zurückzugeben. Denn das ist ja das Anliegen des Heimatvereins: Historisch Bedeutsames für die Öffentlichkeit zu bewahren.
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