STADTHAGEN (em). Das Vocalconsort Berlin und Tänzer aus der Sasha-Waltz-Compagnie gestalten für die Niedersächsischen Musiktage unter dem Titel "Libera Me" alte Musik als sinnliche Herausforderung.
Wenn sich die verschiedenen Kunstformen berühren, aneinander reiben und ergänzen, vervielfacht sich ihre Wirkung.
Das weiß man bei den Niedersächsischen Musiktagen längst und erstellt so immer wieder Programme künstlerischer Verschmelzung. So ist es in diesem Jahr gelungen, mit dem Vocalconsort Berlin und zwei herausragenden spanischen Tänzern aus der Compagnie der Star-Choreografin Sasha Waltz Musik und Bewegung zu einem dichten und poetischen Aufführungserlebnis zusammenzubringen. Dabei bewegen sich die zwölf Sängerinnen und Sänger am 12. September ab 19.30 Uhr in der St. Martini-Kirche in Stadthagen unter der musikalischen Leitung von James Woods weit in die Vergangenheit europäischer Musik zurück und führen Werke auf, die den Versuch des Menschen, sich aus den Verstrickungen von Schuld und Leid herauszuwinden, beschreiben. Damit ist dieses mit dem Ausruf "Libera Me!" überschriebene Konzert maßgeschneidert für das Festival, das sich in seinem 26. Jahr ganz der Freiheit verschreibt. In 65 Veranstaltungen, die von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und den Sparkassen vor Ort ausgerichtet werden, wird vom 1. bis zum 30. September das große Ideal der Freiheit aus den verschiedensten Blickwinkeln beleuchtet und gefeiert. Landauf, landab kommen große Stars aus Klassik, Jazz und Weltmusik zusammen, um die Freiheit in der Natur und in der Musik ebenso wie die persönliche und die politische Freiheit zu erkunden und in so tiefgründige wie genussvolle Programme zu verwandeln.
Im Mittelpunkt des Programms vom Vocalconsort Berlin steht ein Komponist mit spektakulärer Lebensgeschichte: Der 1566 geborene Carlo Gesualdo ermordete seine erste Frau und deren Liebhaber, misshandelte seine zweite Gattin, musste den Tod des eigenen Sohnes ertragen. In seinen bis heute erschütternden Kompositionen bat er eindrücklich um Erlösung von seiner Schuld. Hinzu kommt die "Missa Pange Lingua" von Josquin Desprez (ca. 1450 – 1521), in der die Errettung der Menschheit durch Jesus Christus besungen wird. Mit der ausdrucksvollen Choreografie, die Antonío Ruz und Melania Olcina eigens für die Niedersächsischen Musiktage zu diesen Stücken einstudiert haben, entwickelt sich so ein sinnliches Experiment der künstlerischen Begegnung.
Die Niedersächsischen Musiktage sind ein Festival der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, veranstaltet in Kooperation mit den Sparkassen in Niedersachsen und örtlichen Mitveranstaltern. Auch in ihrem 26. Jahr begleitet der NDR die Niedersächsischen Musiktage als Medienpartner. Durch Reportagen, Konzertübertragungen, Hintergrundberichte und Nachrichten in den Hörfunkprogrammen NDR Kultur und NDR 1 Niedersachsen sowie im NDR Fernsehen bei Hallo Niedersachsen wird das Ereignis landesweit und darüber hinaus in ganz Norddeutschland verbreitet.