OBERNKIRCHEN (wa). Multikulturell geht es derzeit in der kleinen Bergstadt zu. Nicht nur die Künstler kommen von weit her, auch die Kunstobjekte zeigen sich weltoffen. So vereint beispielsweise ein Werk von der Düsseldorferin Gudrun Schuster Buddha mit einem Gummibärchen. Das Ganze nennt sich dann "Westöstlicher Dialog". Der kleine goldene Gnom aus einer Bonner Süßwarenmanufaktur steht in Relation zum weltbekannten Sinnbild des Buddhismus. Der Betrachter kann erkennen, beide Figuren halten sich die Waage, während sie sich mit ihren gold-glänzenden Mänteln in die Augen schauen. "Ich habe mir vorgestellt wie es wohl ist, wenn in tausend Jahren die Menschen ein Relikt aus der heutigen Zeit finden. Das Gummibärchen", schildert Schuster die Idee zu ihren Gipsfiguren.
Insgesamt elf Künstler wurden gestern im Stiftsaal empfangen und vorgestellt. Ein alter Bekannter ist Gideon Gomo aus Zimbabwe. Traditionell hat er eine neue junge Künstlerin aus seiner Heimat mitgebracht: Perlagia Mutyavaviri wird zwei Wochen lang auf dem Kirchplatz am original Obernkirchener Sandstein werkeln. Mit Dolmetscher angereist ist Ce Zhang aus China. Bei der kleinen Ausstellung im Stiftsaal knipste er fleißig mit seiner kleinen Digitalkamera die einzelnen Exponate.
Interessant ist die Geschichte der Künstlerin Petra Lange, die vor 27 Jahren ihr Glück in Italien suchte - und fand. "Angefangen hat alles mit Urlaub und Au-Pair. Ich habe mich in Italien zu Hause gefühlt." Heute lebt die gebürtige Dortmunderin in der Nähe von Ancona. Aus Rothenburg am Neckar kommt der Bildhauer, Maler und Zeichner Ralf Ehmann. Seinen Bronze- und Steinfiguren gibt er wortwörtlich ein Gesicht. Er verarbeitet sein Kunstmaterial zu menschlichen Abbildern und das in sehr bedeutungsvoller, anregender Form. Unter dem Motto "Art-Shopping" können übrigens alle im Stiftssaal ausgestellten kleineren Werke käuflich erworben werden.
Bereits seit 1988 findet das Symposium in Obernkirchen statt. Wie Charlotte Köster, Vorsitzende de Vereines IOBS (Internationales Bildhauer-Symposium Obernkirchen, am Montag bei der Eröffnung so schön sagte: "Ohne Steine geht es nicht", stellen die Obernkirchener Sandsteinbrüche den Künstlern ihr Werksmaterial, also Sandstein, wie immer zur Verfügung.
Zum Programm: Während die Künstler auf dem Kirchplatz den Stein mit Hammer und Meißel bearbeiten, können die Besucher ihnen täglich von früh bis spät über die Schulter schauen, mit ihnen ins Gespräch kommen und sich an der Kunst erfreuen. Das klappt hervorragend bei einem Glas Wein und anderen Leckereien im Trafo-Haus, das für die Symposiums-Zeit als Künstlercafé umfunktioniert ist.
Kostenlose Stadtführungen finden täglich ab 16.30 Uhr statt (Anmeldungen bis 16 Uhr). Treffpunkt ist auf dem Kirchplatz. Am Sonnabend, 1. September, findet die "Lange Nacht der Steine" statt. Ab 19 Uhr ist dann der Jazzchor Minden in der Sankt-Marienkirche zu hören. Weiter geht es um 20.30 Uhr mit der Top40-Band "CrossFader" auf der Bühne am Trafohaus. Für Speis und Trank ist gesorgt. Das heimische Fahrradgeschäft "e-motion" stellt fünf E-Bikes zur Verfügung (Leihgebühr pro Bike sechs Euro) um am Sonntag, 2. September, jeweils 11 und 16 Uhr, an geführten Touren entlang des Skulpturenpfades teilzunehmen. Natürlich kann dazu auch jeder sein eigenes Zweirad mitbringen. Noch bis Freitag, dem 31. August werkeln Jugendliche im Rahmen des Workshops "Junge Bildhauerei" mit Kai Kandziora in einer eigenen Bauhütte vor der Stiftskirche. Das Museum für Bergbau und Stadtgeschichte ist ebenfalls geöffnet und bietet Einblicke in die Geschichte des Sandsteins und der Steinhauerzunft.
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