Die Petzener Störche verlassen spät, eigentlich erst bei einsetzendem längeren Frost und Schnee ihren Brutort. Sie sind eher als "Winterflüchter" einzuordnen. Wo sie sich außerhalb von Petzen aufhalten, ist nicht bekannt. In diesem Jahr waren beide ab 27. Februar fest am Nest.
Viele "Westzieher" fliegen heute nicht mehr über Gibraltar hinaus nach Westafrika sondern überwintern in Südspanien oder auch schon im südfranzösischen Raum. Diese Störche kommen wegen der geringen Distanz zwischen Winterquartier und Brutort früher zurück. Bis Mitte März waren mehr als 70 Prozent der Brutvögel bereits auf den Nestern. Die Schaumburger Störche favorisieren damit sehr deutlich die Westroute. Die wenigen, verbliebenen "Ostzieher" trafen ab der letzten Märzdekade ein.
Am 30. April begannen zwei Störche, sich für die Nisthilfe in Rehren zu interessieren. Ende April waren neun Nester mit Paaren besetzt, ein Paar mehr als 2011. "Die weitere Erholung des Bestandes geht auf die ‚Westzieher‘ zurück", so Löhmer. Die Zahl der "Ostzieher" stagniere und sei in Mecklenburg-Vorpommern sogar rückläufig. Offensichtlich seien die Verluste bei der westziehenden Population geringer geworden, zum anderen falle auf, dass immer mehr jüngere Störche, die früher bis zum dritten und fünften Lebensjahr in Afrika oder dem Mittelmeerraum übersommert haben, heute schon als Zweijährige hier auftauchen. Nicht wenige von ihnen brüten sogar, andere bilden sogenannte "Verlobungspaare" (so in Rehren), wieder andere ziehen in Trupps herum oder werden als "Störer auffällig". Der zurzeit positive Trend ist ganz sicher nicht auf Verbesserungen im heimischen Lebensraum zurückzuführen, erwähnt Löhmer. Nach wie vor herrsche an "storchfähigem" Lebensraum (Nass-Grünland in extensiver Nutzung) ein großer Mangel. Im Landkreis Schaumburg gab es wieder eine Neugründung in Rehren. Auf dem im Vorjahr erstmals besetzten Nest in Pollhagen wurde wieder gebrütet, auf allen anderen Horsten waren ebenfalls Paare.
Die früh heimkehrenden Westzieher haben teilweise schon Ende März/Anfang April mit der Brut begonnen (Auhagen-Ost, Sachsenhagen, Nienbrügge, Petzen). Entsprechend früh sind dort nach 30 bis 32 Tagen Ende April/Anfang Mai die ersten Jungen geschlüpft. Das Brutergebnis sieht wie folgt aus, die Anzahl der Jungen in Klammern: Petzen (3), Evesen (3), Pollhagen (2), Nienbrügge (3), Sachsenhagen (4), Auhagen-West (2), Auhagen-Ost (3), Hagenburg (2), Rehren (0). Die Nachbar-Nester in der Seeprovinz: Rehburg (2), Winzlar (0), Steinhude (2). Neun Paare mit 22 Jungstörchen (Vorjahr 18 Junge) bedeuten, dass pro Paar 2,25 Junge erfolgreich aufgezogen worden sind (langjähriger Mittelwert 1,8 Paar). "Dieser sehr gute Bruterfolg war nicht unbedingt zu erwarten und ist deutlich höher als in der Region Hannover (1,73) oder im Landkreis Nienburg (1,5)", merkt Löhmer an. Bei den Nachbarn haben viele Junge der ungünstigen Witterung (Nässe und Temperaturen unter 10 Grad Celsius vor allem während der "Eisheiligen" und der "Schafskälte") Tribut gezollt.
Nach dem Tiefststand der Schaumburger Population Ende der 1980er Jahre mit nur noch zwei Brutpaaren, hat sich der Bestand erfreulich erholt. Die relativ große Zahl an Nichtbrütern/Übersommerern, die sich in den nächsten Jahren in die Population eingliedern werden, lässt erwarten, dass der Aufwärts-trend noch nicht gebrochen ist. In Kürze werden die Jungstörche gemeinsam mit den erfolglos gebliebenen Brutvögeln und den Nichtbrütern den Raum verlassen. Die älteren, zugerfahrenen Vögel werden bestimmen, in welche Richtung es gehen wird. Entweder nach Westen in Richtung Gibraltar oder nach Osten in Richtung Bosporus. Die Eltern verbleiben noch einige Zeit vor Ort. Sie müssen sich von den Strapazen der Aufzucht erholen und Kräfte sammeln für den eigenen Zug. Foto: gi