BAD NENNDORF (sb/wa). Die Kurstadt rüstet sich schon seit Tagen gegen den alljährlich wiederkehrenden Besuch aus der rechten Szene. Spruchbanner mit "Bad Nenndorf ist bunt" oder "Gedenken? Geht denken!" hängen bereits über der Bahnhofstraße und signalisieren: Nazis sind unerwünscht und werden auch nicht geduldet. Schauplatz der Rechtsextremen ist am Sonnabend, dem 4. August das Winckler Bad. Zu Zeiten des auslaufenden Zweiten Weltkriegs sollen dort deutsche Nationalsozialisten mit Foltermethoden verhört worden sein. Um diesen zu gedenken, marschiert die Neonazi-Szene seit 2006 jedes Jahr im August in Bad Nenndorf ein. Bis heute hat sich der Aufmarsch zu den größten in ganz Deutschland entwickelt. "Man sollte das Winckler Bad abreißen, dann hätten die keinen Stützpunkt mehr. Außerdem ist das Ganze unheimlich teuer. Dafür gehen unsere Steuergelder drauf. Wir haben mal mit demonstriert. Das hat aber keinen Zweck mehr. Die werden ja von den Politikern noch unterstützt", erzählte ein Bad Nenndorfer auf Nachfrage des Schaumburger Wochenblattes (SW). Am Aufmarschtag sind einige Gegendemonstrationen geplant. Veranstalter ist die Initiative "Bad Nenndorf ist bunt" die Unterstützung aus der Nachbargemeinde Barsinghausen bekommt. Dort rufen örtliche Politikfraktionen auf, sich an den Demonstrationen gegen Rechts zu beteiligen und damit ebenfalls Flagge für eine multikulturelle Gesellschaft zu zeigen. Eine heimische Politikerin die anonym bleiben möchte, riet Bad Nenndorf von derartigen Blockaden ab. "Wir leben in einer Demokratie. Jeder darf seine Meinung sagen. Der Aufmarsch müsste irgendwo abgeschieden stattfinden. Das wäre die beste Art der Verachtung gegenüber den Rechtsradikalen. Der Ort müsste wie ausgestorben sein", sagte sie dem SW. Auch Ingrid Gieselmann hält es für sinnvoller, die Rechtsextremen zu ignorieren: "Dann würden die das Interesse daran verlieren. In den ersten Jahren sind die ja noch mit Stiefeln und Glatze hier lang marschiert. Heute erkennt man die gar nicht mehr. Wenn so einer nebenan wohnt, würde ich dem volles Vertrauen schenken. Das finde ich schlimm", erklärt sie dem Schaumburger Wochenblatt. Im Zuge einer Umfrage äußerten sich weitere Bürger aus dem Landkreis zum kommenden Naziaufmarsch und wie sie damit umgehen. Foto: sb/wa
-
Naziaufmarsch einfach ignorieren oder dagegen demonstrieren?
Das Schaumburger Wochenblatt hat in der Innenstadt nachgefragt
Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum