TODENMANN (ste). Den "Tiefen Weg" gibt es in Todenmann eigentlich gar nicht; zumindest nicht als offiziell benannte Straße. Doch die Alt-Todenmanner wissen natürlich genau, dass hiermit der Rundwanderweg in Richtung Gut Dankersen gemeint ist. Und genau dorthin, an den "Tiefen Weg", hatte Gerhard Beu eingeladen, um von Prof. Hans-Joachim Bannier den fachgerechten Schnitt von Kirschbäumen erläutert zu bekommen.
Viele Todenmanner folgten der Einladung, denn das "Kirschendorf" will künftig noch mehr auf diese Frucht setzen. Früher, so wussten viele Kirschbaumfreunde, war man landläufig der Meinung, Kirschbäume dürfe man nicht schneiden.
Prof. Bannier räumte damit auf: "Jungbäume schneidet man im Winter so, dass sie in die Breite gehen, ohne dabei auf eine naturgemäße Krone zu verzichten!" Die Seitenäste sind dann die Ernteäste. Bei älteren Bäumen erfolgt der Schnitt in der Erntezeit. Ein Schnitt, der die Bäume zwar in ihrer Entwicklung bremst, der aber dennoch vielfach erforderlich ist. "Auf einen Wundverschluss aus dem Gartenhandel können Sie dabei getrost verzichten", so Prof. Bannier. Wenn überhaupt, dann sei nasser Lehm der beste Verschluss von großflächigen Baumwunden.
Bis zu 40 Sorten von Kirschen hat Prof. Bannier in Todenmann bereits im Rahmen seiner Studie bestimmt, letzte Nacharbeiten finden in diesem Jahr statt.
Dabei hat der Pomologe viele Standardsorten festgestellt, aber auch einige seltene Schätzchen, darunter die "Doktorkirsche". Wie schwierig es ist, die Sorten fachgerecht zu bestimmen, erläutert Prof. Bannier so: "Es gibt noch keine bundesweite Gen-Datenbank für Kirschsorten. Früher haben viele Menschen ihre Kirschen selbst auf Wildkirschstämmen veredelt!" So werde die Sortenbestimmung zur Sisyphusarbeit.
Über eine historische Kirschkernsammlung, über das Bundessortenamt und Obstinstitute lassen sich jedoch die meisten Sorten bestimmen.
Heute seien einige Arten aus der Mode gekommen, obwohl sie eigentlich hervorragende Eigenschaften hätten. Frühkirschen führe der Handel heute lieber aus der Türkei ein, statt auf heimische Sorten zu setzen. Die seien jedoch ungespritzt madenfrei und auch im Bio-Freilandbau einfach anzubauen. Doch Prof. Bannier sieht auch ein Umdenken bei Konsumenten und Anbauern. "Langsam besinnt man sich wieder auf die robusten Sorten, die ohne Spritzmittel auskommen!"
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