1. Berufe kennenlernen im Schnelldurchlauf

    Berufsschule veranstaltet Speed-Dating zwischen Schülern und Auszubildenden / Dialoge auf Augenhöhe geschaffen

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    STADTHAGEN (wa). "Vorstellen kann ich mir das schon, aber ein Leben lang?" sagt Henrik Schön, Schüler an der IGS Schaumburg. Er sitzt gerade mit Tim Hebenicht zusammen, der ihn über seinen Ausbildungsberuf zum Fahrzeuglackierer aufklärt. Die meisten der zwischen 14 und 16 Jahre alten Schüler sind relativ unsicher, was sie denn "später" mal werden wollen. Trotzdem hat Henrik viele Fragen an Tim. Wie viel verdienst du? Wie sind die Arbeitszeiten? Macht dir die Arbeit Spaß? Alles Informationen, welche nahezu alle künftigen Auszubildenden brennend interessieren.

    Vor kurzem hatte die Berufsbildende Schule Stadthagen (BBS) zum Berufe-Speed-Dating gebeten. Die Neuntklässler der allgemeinbildenden Schulen bekamen die Chance, Auszubildende aus verschiedenen Berufen persönlich zu befragen. Für jedes der 12 bis 17 Interviews hatten die jungen Menschen sechs Minuten Zeit, dann wurde der Tisch gewechselt.

    Doch nicht nur das Interesse am Beruf zählt, sondern vor allem die Tatsache, dass der Bewerber auch gewisse Anforderungen an eine spezifische Tätigkeit erfüllt. Gerade ein Fahrzeuglackierer müsse präzise und sehr sauber arbeiten können, erzählt Tim, der mit 28 Jahren einen zweiten Anlauf in Sachen Ausbildung startete. Wenn Schüler auf Azubis treffen, dann wird das eine Unterhaltung auf Augenhöhe. "Die Hemmschwelle ist viel geringer, als wenn vor ihnen ein Ausbildungsleiter sitzt", erklärt Speed-Dating Koordinator Torsten Brüggemann die Idee. Und es stimmt: Während der sechs Minuten Interview-Zeit, ist ein stetiges Gemurmel zu hören. Marcel Kaufmann ist momentan im dritten Lehrjahr zum Anlagenmechaniker für Sanitär, Heizung und Kälteanlagen. Er arbeitet bei Schmöe in Bückeburg und hat auf Anfrage der BBS den Schülern gern Rede und Antwort gestanden. "Damit generieren wir vielleicht neue Lehrlinge, schließlich sind viele Stellen unbesetzt", sagt der 19-Jährige dem Schaumburger Wochenblatt. Der Beruf des Malers sei kein Zuckerschlecken für Frauen, stellt Auszubildende Lydia Wille fest. Sie arbeitet beim Malerbetrieb Hubert Weiss und leistet täglich körperlich schwere Arbeit. Ihre Interviewpartnerin, die 16-jährige Cagla Demir ist sichtlich geschockt über Willes Ausführungen. Sie möchte sich lieber "im medizinischen Bereich" ausbilden lassen. Auch Annika Oestreich und Julanka Rausch-Stroomann haben noch keine Vorstellungen was für sie beruflich in Frage käme. Der oft sehr lange Arbeitstag einer Verkäuferin schreckt sie etwas ab. Von diesem Beruf überzeugt ist dagegen Lisa Meli (19 Jahre). Sie absolviert seit einem Jahr ihre Ausbildung zur Verkäuferin im Kaufhaus Hagemeyer. Für sie war das Berufe-Speed-Dating Ehrensache. "Das kann anderen nur zu Gute kommen", begründet Lisa ihre Teilnahme beim Speed-Dating Berufe. Ein absolut positives Fazit zieht Brüggemann aus dieser Aktion. Zusammen mit der Initiatorin Martina Flebbe organisiert er den sogenannten Unterrichtsverbund. Dabei können Schüler im Unterricht an der BBS hineinschnuppern und schon vorher schauen, was sie dort erwartet. Dank der Aktion haben 172 Schüler an drei Tagen 17 verschiedene Berufe kennengelernt. Die heimischen Betriebe stellten ihre Auszubildenden für die benötigte Interviewzeit frei. Denn um den beruflichen Nachwuchs zu sichern ist es wichtig, schon früh über die zahlreichen Möglichkeiten zu informieren. Sicherlich wird das Berufe-Speed-Dating bei einigen das Interesse an bestimmten Berufszweigen geweckt haben. Foto: wa

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