1. Viel mehr als einfach nur Eltern auf Zeit

    Das Jugendamt organisiert ein Pflegekinderfest im JBF-Centrum / Hundert Familien engagieren sich im Landkreis

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    OBERNKIRCHEN (mh). Mit viel guter Laune und großem Spaß feiern die Kinder im JBF-Centrum auf dem Bückeberg ihr Kinderfest. Ein ganz normales Fest, mit Hüpfburg, Karussell und Kinderschminken, die Eltern entspannen sich bei Kaffee und Kuchen. Man sieht den vielen glücklichen Kindergesichtern allerdings nicht an, dass sie schon so manches miterleben mussten, denn die Kinder, die hier fröhlich herumtollen sind Pflegekinder, die gemeinsam mit ihren Pflegeeltern einen ausgelassenen Nachmittag verleben. "Das Fest ist eine gute Möglichkeit, den Pflegeeltern Dank und Anerkennung auszudrücken", sagt Christine Radüg, Leiterin des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) des Jugendamtes. "Die Pflegeeltern kümmern sich jeden Tag rund um die Uhr um die Kinder."

    Im Landkreis sind derzeit circa 100 Kinder auf unbefristete Zeit, sowie darüber hinaus ungefähr 20 Kinder vorübergehend, in einer Pflegefamilie untergebracht. Seit 20 Jahren veranstaltet das Jugendamt dieses Fest, auch um das Selbstwertgefühl der Kinder zu stärken, wie Cristel Kohlmeier-Ashfaq vom Pflegekinderdienst des Landkreises erklärt. "Die Kinder sehen und erleben, dass es auch andere Kinder mit einem ähnlichen Lebensweg gibt."

    Rund 100 Familien engagieren sich als Pflegeeltern in Schaumburg, Tatjana und Christian Platz gehören zu ihnen. Das erste Pflegekind kam vor elf Jahren in die Familie. Mittlerweile betreuen sie fünf Pflegekinder. "Wir wollten nicht, dass unser leiblicher Sohn als Einzelkind aufwächst, und haben uns damals entschlossen, Pflegekinder aufzunehmen", blickt Tatjana Platz zurück. Sie, wie auch die anderen Pflegeeltern, stehen sofern es möglich ist, in engem Kontakt zu den Herkunftsfamilien der Kinder. Das ist ganz im Sinn des ASD und Pflegekinderdienstes. Besuchsregelungen können individuell zum Wohl des Kindes getroffen werden. Zudem gibt es in regelmäßigen Abständen Gesprächsrunden mit allen Beteiligten. Die Rückkehroption in die Herkunftsfamilie bleibt im Blick. "Die Pflegefamilien nehmen sich nicht nur der Kinder an, sondern mitunter auch der Eltern", sagt Christine Radüg. Die Anforderungen an Pflegeeltern sind vielfältig, sie müssen viel Verständnis haben und belastbar sein. Zudem müssen sie die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Jugendamt und Herkunftsfamilie mitbringen und stehen immer vor dem Spagat, eigene Kinder nicht zu vernachlässigen oder zu bevorzugen. "Wir haben unseren Sohn damals gefragt und wollten sicher gehen, dass er unsere Entscheidung mitträgt", erklärt Tatjana Platz. Beim Pflegekinderfest im JBF-Centrum kann sie sich mit anderen Eltern austauschen und Kontakte pflegen. Der Bedarf an Pflegeeltern ist auch im Landkreis gestiegen. Jede Familie kann theoretisch ein Pflegekind aufnehmen. Neben der Bereitschaft, diese Verantwortung zu übernehmen, müssen die Bewerber zudem ein Führungszeugnis sowie einige ärztliche Atteste vorweisen. In Gesprächen mit dem ASD und dem Pflegekinderdienst können sich die Bewerber dann persönlich vorstellen. Wer Interesse hat, kann sich telefonisch mit dem Jugendamt unter 05721/703333 oder per E-Mail direkt mit Christine Radüg an asd-leitung.51@landkreis-schaumburg.de in Verbindung setzen.

    "Ich mache keinen Unterschied zwischen den Kindern, jedes Kind ist wie mein eigenes", sagt Tatjana Platz beim Pflegekinderfest im JBF-Centrum. Hier bereitet sich indessen das Figurentheater "Rote Finger" auf seine Aufführung vor. Die Kinder nehmen mit ihren Eltern gespannt und voller Vorfreude vor der Bühne Platz – alles ganz normal.Foto: mh

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