1. Religiöse Bildung gehört zur Allgemeinbildung

    700 Gäste kommen zum Jahresempfang in der Stadtkirche / Vortrag der Bildungsministerin Dr. Anette Schavan

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    BÜCKEBURG (hb/m). Der Zuspruch beim ersten Jahresempfang im vergangenen Jahr hat die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe ermutigt, erneut 700 Gäste zum zweiten Jahresempfang in die Stadtkirche einzuladen. Die große Zahl der erschienenen Gäste nahm Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke als Zeichen ihrer Verbundenheit mit der Landeskirche. Bei der Veranstaltung gehe es um "Musik, Vorträge und Begegnungen". Im Mittelpunkt stand der Vortrag der Professorin Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung, zum Thema: "Was bildet den Menschen?"

    Manzke kam in seinem Grußwort für einige Gäste überraschend sogleich auf das Urteil des Landgerichts Köln zu sprechen, das kürzlich die Beschneidung als Körperverletzung und Verstoß gegen das Selbstbestimmungsrecht des Kindes eingestuft hatte. "Wer religiöse Riten verbietet, könnte auch sogleich die Religion verbieten", übte Manzke Kritik am Urteil. Auch die Segnung des Kindes, das Handauflegen, könne gegen das Selbstbestimmungsrecht des Kindes ausgelegt werden. Schavan griff das Thema auf und forderte dazu auf, auch das zu respektieren, was einem selbst unverständlich, anderen aber wichtig sei. Die Diskussionen über das Urteil seien auch eine Chance für die Christen, die Traditionen von Juden und Muslimen besser zu verstehen. In den bildungspolitischen Diskussionen gehe es nicht um den Menschen, so Schavan, sondern immer um Institutionen, Organisationen, Geld, Inhalte und Ziele. Bildung sei eben nicht nur Schule und Wissen, sondern das, was den Menschen im Kern betrifft: Persönlichkeitsbildung, Charakter- und Gewissensbildung. Man müsse den Kindern und Jugendlichen helfen und sie ermutigen, nicht hinter ihren Möglichkeiten zu bleiben und noch mehr in sich zu entdecken. Schulfächer bildeten nur das Fundament.

    Bildung habe, so die Ministerin, mit Bindungen zu tun. "Vor der Bildungsfähigkeit eines Kindes liegt die Bindungsfähigkeit, und das hat zutiefst mit Vertrauen zu tun", betonte Schavan. Vor jeder Kompetenz liege Erfahrungen, Sprache und die Entwicklung von Sprache. Vom Grundgesetz her sei her seien wir eine religionsfreundliche Gesellschaft. Und die religiöse Bildung gehöre zur Allgemeinbildung, dies sei auch eine Stärke unseres Bildungssystems. Grußworte sprachen Bischof Norbert Trelle, Oberlandeskirchenrat Thomas Hofer und Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe. "Schaumburg ist noch in den Köpfen und Herzen der Menschen vorhanden", sagte Fürst Alexander. Daher höre er nicht auf zu betonen, "dass wir diese Landeskirche brauchen". Dies sei wichtig in Zeiten, in denen in Hannover immer häufiger über Fusionen geredet werde.

    Foto: hb/m

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