BAD NENNDORF (nb). Die einen gehen auf die Straße, die anderen lassen Kunst für sich sprechen. Hauptsache farbenfroh lautet die Devise der Aktion, die das Bündnis "Bad Nenndorf ist bunt" für dieses Jahr ausgerufen hat. Nach verschiedenen Vereinen hat sich nun auch das örtliche Gymnasium am "Stricken gegen Rechts" beteiligt. Gleich am Morgen griffen Schüler und Lehrer aller Klassenstufen in allen Gängen zu Häkel- und Stricknadeln, legten Hand an Wolle, Strickliesel und Co.
Damit das kleine Gebäude des Gymnasiums, Pfähle von Schildern und Laternen oder die Bäume entlang der Bahnhofstraße in schrillem Strick verhüllt werden können, werden Decken und Lappen, Pompoms und Bommel massenhaft benötigt. Erfahrene Nadelprofis hatten den Neuzugängen der strickenden Zunft vorab eine Einweisung in die Techniken und Tipps gegeben. Kein Wunder, dass die Sache kombiniert mit Motivation geradezu "flutschte". Knapp vier Wochen vor dem "Trauermarsch", der am 4. August stattfindet, stehen die Zeichen für eine bunte Gegenaktion demnach gut. Um die Schüler über die Entwicklungen in der rechten Szene auf dem Laufenden zu halten und weiterhin zu sensibilisieren, war die Diplom-Politologin und freie Journalistin Andrea Röpke zu Gast. Als Expertin für Rechtsextremismus referierte sie über die Frauen in der Bewegung und teilte ihre jüngsten Erkenntnisse mit. Ebenfalls vor Ort war Um vorab ein zusätzliches aktives Zeichen gegen den Rechtsextremismus zu setzen, kamen die Gymnasiasten anschließend auf der Wiese hinter der Schule zusammen und zelebrierten bei Musik und bestem Wetter ein Picknick. Mit dabei die Schulband, das Junior-Blasorchester und die erst kürzlich gegründeten "Young Spirits". Auch die Schlaffhorst-Andersen-Schule beteiligte sich spontan am Unterhaltungsprogramm. "Wir machen unsere Stimmung mit unserer Musik selbst", so Schulleiterin Doktor Irmtraud Gratza-Lüthen und verweist damit auf die Versuche der rechten Szene, neue Anhänger mit Hilfe von Musik und der Präsenz auf Festivals für sich zu gewinnen. Was in Einzelteilen entstanden ist, setzten Schüler anschließend in der Sporthalle zu einem großen Ganzen zusammen. Bereits im Vorfeld hatten die Schüler kreative Modelle dazu angefertigt, wie sie sich die in Strick gehüllte Schule und die Dekoration der Bahnhofstraße vorstellen. Allen gemein ist, dass sie durch ihre Farbenvielfalt bestechen und in "groß" wohl kaum zu übersehen sein werden. Nicht nur die aufmarschierenden Rechten dürfen gespannt sein, wie bunt das Gesicht ist, das Bürger und Aktionisten der Kurstadt verleihen. Das Bestricken ist im Trend, Kunstströmungen wie die "Strick-Guerilla" machen es vor. Dass sich die in "Bunt" gestülpte Welt wie eine Augenweide von den erwarteten Mengen Schwarz abheben wird, dürfte klar auf der Hand liegen. Ein genehmigtes Kunstprojekt, das neben direktem Gegenprotest aus sich selbst heraus, deswegen aber nicht weniger wirkt und länger als einen Tag Eindruck hinterlassen kann.
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