In eine Aufklärungsstunde der besonderen Art verwandelte er die "Königlich-hannoversche Teatime", zu der Achim Kapelle anlässlich des Haus-Jubiläums eingeladen hatte. Hoch oben auf dem Landsitz Kapellenhöhe, inmitten von Zeugen vergangener Adelskultur, brachte Thies mit seinen Zeilen Licht in so manches Dunkel. In seiner Romanbiografie "Ein König aus Hannover" erzählt er das Leben des früheren hannoverschen Kurfürsten Georg Ludwig, der als erster Welfe den englischen Thron bestieg. Dass diese Entscheidung weder bei Georg noch auf Seiten des britischen Königreiches auf große Gegenliebe stieß, machte Thies mit der Auswahl der Kapitel deutlich. Die Lesung begann er mit dem Kapitel "Nächtliche Botschaft in Herrenhausen", als der Kurfürst eben hier das Angebot zur Thronbesteigung erhielt und die ganze Geschichte ihren Anfang nahm. Voller Zweifel und wenig begeistert von den Aussichten im "furchtbar fremden" England zu leben, dessen Sprache er sich vehement geweigert hatte zu erlernen. Diese Tatsache und das Verbannen seiner Frau, Prinzessin Sophie Dorothea von Celle, die er gegen zwei Mätressen tauschte, machten bei seinen neuen Untertanen keinen positiven Eindruck und brachte ihm den Spitznamen "Rattenkönig" ein, der bis heute im Vereinigten Königreich nachhallt. Eine kurze Sequenz widmete Thies auch ihr, die in ihrem Exil Schloss Ahlden nur als die "verrückte Prinzessin" galt, der allerlei Schlechtes angedichtet wurde. Jahre später, weit nach seiner Krönung, erzählt Thies von den Sehnsüchten und Zweifeln eines gealterten Königs, der einmal ohne seine "goldenen Fesseln" unter die Menschen möchte und sich so incognito in einen Pub in der Londoner Highstreet einschleicht. Thies bewegt sich dabei stets zwischen Fakten und Fiktion, großen historischen Ereignissen und eher persönlichen Einblicken, die ein mehrdimensionales Bild zeichnen. Briefe und Aufzeichnungen dienten ihm dabei als Rahmen, mitunter war es lediglich ein Gerücht, das ihm interessant erschien, wie im Falle des Pub. "Im Detail habe ich meine Phantasie spielen lassen und versucht die Vergangenheit zum Leben zu erwecken", so Thies. Um die anzuregen recherchierte er in den betreffenden Schlössern und ließ sich von einem eigenen Besuch in einer englischen Kneipe inspirieren. Das Publikum genoss die literarische Unterhaltung in kleiner, aber feiner Runde sichtlich und ließ sich von der ausdrucksstarken Stimme des Autoren ganz in die royale Lebenswelt tragen. Gastgeber und Inhaber Achim Kapelle fasste die einhellige Meinung in einem Satz zusammen: "Das war die beste und interessanteste Lesung, die wir hier hatten." Wer sie versäumt hat, kann nachträglich zumindest einen Blick in den Roman werfen. Neugierige und Adelsfans finden darin noch mehr über das Leben des Monarchen, seine Leidenschaft für Händels Musik oder die Zusammenhänge rund um das gebrochene Verhältnis zu seinem Sohn Georg August. Das Buch ist im Verlag Matrixmedia mit der ISBN-Nummer 9783932313448 erschienen.
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