RINTELN (km). Über die künftige Gestaltung des Blumenwalls hat sich jetzt der Arbeitskreis Denkmalschutz Gedanken gemacht. "Das grüne Herz von Rinteln" sei für Besucher und Einheimische gleichermaßen ein besonderes Juwel am westlichen Rand der historischen Altstadt, stellte der Verein nach einer Begehung des Terrains fest: "Wir nehmen den Wechsel der Jahreszeiten an der sich ändernden Vegetation wahr, freuen uns über angenehme Farben und Düfte, spazieren durch die Lindenallee und bewundern den beeindruckenden historischen Baumbestand," heißt es in einem Presse-Statement.
Mit Bedauern hat der Arbeitskreis festgestellt, dass "der gedankliche Rückgriff auf die Entstehungsgeschichte" in den Hintergrund geraten sei. An dem Rundgang durch die Grünanlage unter der Leitung von Klaus-Ulrich Hartmann vom Tiefbau- und Umweltamt der Stadt, nahmen neben den Vereinsmitgliedern auch Nachbarn des Blumenwalls und interessierten Bürger teil - um gemeinsam herauszufinden, wie die historische Dimension der Anlage sowie die ursprüngliche Bepflanzung und Ausstattung in Einklang zu bringen seien mit den erforderlichen pflegerischen Notwendigkeiten und den erwünschten ästhetischen Ansprüchen.
Die zentrale Lindenallee, da waren sich alle Spaziergänger einig, wirke durch ihre optischen Tiefe beeindruckend - allerdings hätten ein rundes Dutzend Bäume ihr biologisches Ende erreicht und müssten bald aus Sicherheitsgründen gefällt werden. "Der Arbeitskreis setzt sich deshalb schon jetzt für die Nachpflanzung der fehlenden Bäume ein," affirmierte Dr. Friederike Kästing: So ließe sich auch die Symmetrie der Lindenallee erhalten, die im gartenarchitektonischen Kontext einen besonders hohen Stellenwert habe.
Im Rosengarten diskutierten die Teilnehmer mit dem Stadtgärtner über zukünftige Gestaltungsmöglichkeiten der Anlage. Dabei legte Klaus-Ulrich Hartmann erste Überlegungen dar, durch mehr Transparenz den wertvollen Pflanzen Licht und Raum zur Ausdehnung zu schaffen. Im Gespräch war unter anderem eine ganzjährig grüne Ligusterhecke, in die sich eine Baumreihe gut integrieren ließe. Besondere historische Bedeutung misst der Arbeitskreis dem Rundweg des Rosengartens zu, der wieder hergestellt werden sollte, da er in den Plänen vorgesehen gewesen sei und bis zur Aufstellung der Seilbahn vor zwei Jahren auch noch existiert habe. Im übrigen sprachen sich Vereinsmitglieder für eine Verelegung von Spielplatz und Seilbahn am einen "idealeren" Standort in den nördlichen Teil des Blumenwalls "Stürmenden Jäger" aus. Die vom nächtlichen Lärm der Seilbahn genervten Anwohner, die Jugendliche als Verursacher des Spektakels ausmachten, wären jedenfalls glücklich über eine ungestörte Nachtruhe. Zwischen Lindenallee und Graft stehen zwei Friedenseichen, die 1813 und 1871 gepflanzt wurden. Die ältere stellt mit ihren 200 Jahren den wohl ältesten Baum des Blumenwalls dar. Der Erhalt beider Bäume lag allen Teilnehmern am Herzen, wenngleich der Fachmann einen sorgenvollen Blick auf das sich zersetzende Wurzelwerk der Bäume richtete. Solange irgend möglich aber sollen sie erhalten bleiben, da sie "mit ihrer imposanten Erscheinung und als historisches Zeugnis unersetzbar sind".
Für den südlichen Teil des Walls um den "Stürmenden Jäger" schlug Hartmann vor, unter den Buchen eine Rasenfläche anzulegen, um den Eindruck von optischer Weite und Tiefe zu erreichen, der auch zum englischen Landschaftsgartens gehöre. Dieser Gartentypus zeichne sich durch Blickachsen, geschwungene Wege, sanfte Erhebungen und eine stille Wasserfläche wie die Graft aus. Matthias Wehrung verwies darauf, dass auf der Wallkrone dieser Bastion nordwestlich des "Stürmenden Jägers" einmal ein "Buchen-, beziehungsweise Lindendom" stand, von dem noch einzelne Bäume erhalten geblieben seien. "Die ursprüngliche Anlage kann auf historischen Plänen im Heimatmuseum betrachtet werden", so der Vorsitzende der Denkmalschützer: "Der Arbeitskreis schlägt deshalb vor, den Buchendom durch Nachpflanzungen wieder zu vervollständigen."
Die geplante Öffnung des nördlichen Blumenwalleingangs zum Pferdemarkt hin, so Wehrung, werde grundsätzlich begrüßt, wobei die hohen Baumveteranen erhalten bleiben sollten, "da sie einen Bezug zur Zeit der Neugestaltung des Geländes herstellen". Das Denkmal zur Gründung des Deutschen Nationalstaats 1871 müsse in diesem Zusammenhang um ein wesentliches Detail ergänzt werden: Auf der Kaiserkrone fehle seit Jahren das Kreuz, das wahrscheinlich gestohlen worden sei.
Das einzige wirkliche "Sorgenkind" ist für die Denkmalschützer die "Enteninsel", auf der inzwischen Brennnesseln wüchsen. Dass das "kein Ort zum Verweilen" sei, zeigten auch Zerstörungen (am Zaun), Schmierereien (an der Hütte auf der Enteninsel) und die Überreste von Trinkgelagen. Auch in diesem Punkt waren sich alle einig, dass an dieser Stelle der Handlungsbedarf am dringlichsten ist, weil sonst der Blumenwall Gefahr laufe, zu einer Schmuddelecke zu verkommen. Foto: km