LAUENAU/AUETAL (al). Zwölf Pferde grasen friedlich auf ihren Koppeln am Ortsrand von Lauenau. Den Hannoveranern, Trakehnern und Deutschen Reitponys ist nur auf den zweiten Blick noch anzusehen, dass sie ein Martyrium hinter sich haben. Die Rettung der Tiere erfolgte buchstäblich in letzter Minute. "Jetzt ist der Pflegezustand wieder gegeben", bestätigt eine Expertin, "die Belastbarkeit aber fehlt noch lange".
Warum die Herde von einem Züchter im Auetal auf das Privatgelände in Lauenau gelangt sind, erläutert Ulf Güber. Der Tierarzt beim Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen des Landkreises Schaumburg hatte nach einem Hinweis aus der Bevölkerung den Hof kontrolliert. Doch es war nicht einmal die völlig abgemagerte Stute samt ihrem zerbrechlich wirkenden Fohlen auf einer Weide, die seinen Unmut hervorrief: Zwölf Pferde im Alter zwischen ein und 13 Jahren lagen stinkend in ihren eigenen Fäkalien im Stall. Es gab kein Futter und kein Wasser. Der Zustand sei "haarsträubend" gewesen: "So hält man kein Schwein!" Güber berichtete von einem völlig kraftlos an einem Stützpfeiler lehnenden Trakehnerhengst, der den Balken offenbar aus lauter Hunger massiv angenagt hatte. Ein Pony sei nur mit erheblicher menschlicher Hilfe wieder aufgerichtet worden. Nathalie Mayer, angehende Tierärztin und derzeit Praktikantin in der Schaumburger Kreisverwaltung, fehlen immer noch die Worte. Das Gesehene sei "kaum vorstellbar".
Der betroffene Züchter ist nach Angaben Gübers seit Jahren "amtsbekannt". Es habe bereits mehrere rechtskräftig abgeschlossene Verfahren gegeben; nun stehe er vor einem Tierhalteverbot. Zur Begründung habe der Besitzer angegeben, ihm sei "die Sache über den Kopf gewachsen". Die Vorsitzende des Tierschutzvereins Rodenberg und Umgebung, Jutta Schneider, findet deutlichere Worte. Sie spricht von einem "organisierten Händlerring", der Pferde "unter schlechten Bedingungen" halte. So gebe es einen inzwischen polizeibekannten gleichartigen Fall in Bad Oeynhausen. Auch Schneider kennt den Züchter: Bereits seit 1995 sei er im Raum Nenndorf durch seine Tierhaltung auffällig gewesen und später wohl wegen anhaltender Kritik ins benachbarte Auetal abgewandert. "Für mich", betont Schneider, "ist das kein seriöser Züchter".
Die Vorsitzende und ihr Verein hatten die verwahrlosten Tiere auf Bitten Gübers bereits vor knapp vier Wochen in ihre Obhut genommen. Möglich war dies dank der Bereitschaft einer Stallbesitzerin. Weil der Verein selbst die Kosten für Futter und Pflege nicht aufbringen konnte, setzte dank Handzetteln und Flüsterpropaganda eine Welle der Hilfsbereitschaft ein. Landwirte, Futterhandel und Pferdehalter und sogar ein Hufschmied hätten Unterstützung geleistet. Sogar ein Klempner fand sich, der im Handumdrehen einen Wasseranschluss an einer Weide legte. "Ohne diese Hilfen hätten wir das allein nicht geschafft", ist Schneider dankbar. Wer ebenfalls unterstützen möchte, findet auf der Internetseite www.tierschutz-rodenberg.de weitere Informationen – sowie Bilder vom ursprünglichen Zustand der gemarterten Vierbeiner. Foto: al