1. Verbraucher müssen ihre Macht besser nutzen

    "Bauer hält Hof" will die Menschen aufrütteln / Bessere Landwirtschaft angestrebt / Alternativen aufzeigen

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    Seit wenigen Monaten gibt es einen Ableger der bundesweit aufgestellten Interessengemeinschaft in Schaumburg. Mit der Veranstaltung "Bauer hält Hof", zu der die Kampagne auf den Hof von Biolandwirt Christoph Meier in Kobbensen eingeladen hatte, wollte sie die Öffentlichkeit über ihr Anliegen informieren und auf alternative Wege der bäuerlichen Lebensmittelproduktion aufmerksam machen.

    Christoph Meier führt den Familienbetrieb in der fünften Generation und ist obendrein der fünfte Besitzer in Folge mit dem Namen Christoph Meier. Der 60-Jährige bewirtschaftet insgesamt 54 Hektar – 20 davon als Grünland, das als Weide für die 30 Milchkühe zur Verfügung steht. Beim Ackerbau kümmert er sich um die Vermehrung von Weizensaatgut.

    Im Jahr 2000 hat Meier den Betrieb auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt und sich Bioland angeschlossen. Seine Kühe stehen in einem den Bio-Richtlinien entsprechenden offenen Stall, sind tagsüber auf der Weide und werden mit eigens von Meier hergestelltem Kraftfutter versorgt.

    Sojafutter gibt es auf dem Hof nicht, wegen der möglichen gentechnisch veränderten Beschaffenheit der Pflanze. Darauf legt der Landwirt großen Wert. Die Milchleistung des Hofes beläuft sich auf 8.000 Liter, nach Einschätzung Meiers "ganz ordentlich". Der Kobbenser bringt die Milch zur Upländer Bauernmolkerei nach Hessen, da es nach seinen Angaben in Niedersachsen keine Bio-Molkerei gibt. Pro Liter erhält er 40 Cent vergütet, zehn mehr als von konventionellen Molkereien, die große Supermärkte und Discounter beliefern.

    40 Cent sind nach Meiers Einschätzung wegen der umfangreichen, mit der Herstellung von Bio-Milch verbundenen Arbeit, eigentlich zu wenig. Darauf weist er hin, als er interessierte Besucher über den Hof führt. Kritik aus Reihen der Besucher an der Preispolitik der großen Handelsketten und Discounter, nicht nur bei der Milch, wird laut.

    Um dies zu ändern, so Meier, müssten sich die Verbraucher ihrer Macht bewusst werden und handeln. Denn nach seiner Ansicht verfügen Verbraucher über ein gerüttelt Maß an Macht. Mit ihrer Veranstaltung auf dem Hof Meier wollten die Organisatoren die Besucher über die weitgehend industriell geprägte Situation der Landwirtschaft aufzuklären, ihnen diese Situation bewusst machen und Alternativen aufzeigen. Zudem möchten sie Politiker wegen angestrebter Veränderungen ansprechen. "Denn so, wie es ist, kann es nicht weitergehen", sagen Christoph Meier und Günter Hartung, der Geschäftsführer des Diakonischen Werks Stadthagen. Dieses ist zusammen mit anderen lokalen Organisationen Träger der Schaumburger Initiative "Meine Landwirtschaft".

    In Gesprächsrunden während des Veranstaltungstages wurde das Anliegen der Initiative immer wieder deutlich gemacht. Uwe Becker von der Organisation Brot für die Welt unterhielt sich mit der Bundestagsabgeordneten Katja Keul (Bündnis 90/Die Grünen) und Martin Morisse vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter über "Europäische Agrarpolitik". Zu dem Thema war auch Burkhard Balz (CDU) als Mitglied des Europäischen Parlaments eingeladen worden. Er hatte aber in letzter Minute abgesagt. Als weitere Themen wurden die "Bäuerliche Landwirtschaft und die Pflege der Kulturlandschaft" sowie die "Weltweite Ernährungssicherheit" angesprochen. Martin Morisse umriss in einem Vortrag die "Forderungen des Bündnisses". Foto: bt

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