1. Quälerei in Stockholm

    Karl-Heinz Scharf absolviert den 100. Marathon

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    BÜCKEBURG (pp). Einen der größten Marathonläufe Europas in einer der schönsten Hauptstädte der Welt hat sich Karl-Heinz Scharf vom VfL Bückeburg für seinen 100. Marathon ausgesucht. "Stockholm ist eine fantastische Stadt. In den letzten Jahren herrschte bei den Marathonläufen immer bestes Wetter und auch allgemein liegen die Temperaturen zu dieser Jahreszeit bei mindestens um die 15 Grad", schwärmt Schaumburgs Sportler des Jahres 2011.

    Es hätte also alles so schön werden können - in diesem Jahr kam es aber anders. Bereits am Tag vor dem Marathon schlug das Wetter um und am Lauftag regnete es durchgehend. Dazu machte ein starker Wind den Athleten das Laufen schwer. "Die Hölle waren allerdings die Temperaturen von nur vier Grad", beschreibt Scharf. Wie die meisten Läufer war auch er nicht auf derartige Temperaturen eingestellt. So wurde improvisiert und die Hände in Ermangelung wärmender Handschuhe mit Folie umwickelt.

    Trotz der widrigen Umstände herrschte am Start Volksfeststimmung. Scharf startete aufgrund seiner gemeldeten Bestzeit mit Startnummer 8646 in der ersten Tranche mit dem Ziel, unter 4:15 Stunden zu laufen. Der Stockholmer Stadtkurs führte über zwei Runden und war alles andere als flach. Auf insgesamt 190 Höhenmetern summierten sich die Anstiege, die unter anderem die gefürchtete Brücke von Västerbron einschließen. Nach 19 Kilometern führte der Lauf durch Diplomat-Staden an vielen Botschaftsgebäuden vorbei ins freie Feld. "Dort wurde es ganz hart. Starker Wind und eisige Hände verstärkten das Kältegefühl weiter", erinnert sich Scharf. "Dort waren auch nur noch wenige Zuschauer. Man hatte nicht mehr das Gefühl, in einer Großstadt zu sein." Bei Kilometer 34 stand erneut die gefürchtete Brücke an. Scharfs Körper zitterte inzwischen vor Kälte; seine Füße waren eiskalt und ließen sich kaum mehr abrollen. Als Scharf feststellte, dass er seine Spur nicht mehr halten konnte, Sehstörungen und Ausfallerscheinungen verspürte, entschloss er sich, zur Sicherheit etwas zu gehen. Aufgeben war für den ehrgeizigen Ahnser aber keine Alternative, denn der 100. Marathon sollte auf keinen Fall in einem Fiasko enden.

    Die Anfeuerungsrufe der Zuschauer trieben ihn an und als das Stadion in Sicht kam, mobilisierte Scharf die letzten Reserven und überquerte nach 4:24:49 Stunden die Ziellinie. Besondere Erschwernisse stellte Scharf auch jetzt noch fest. Es gab keine Warmhaltefolien für die Sportler, das Umziehen musste im Freien bei Regen, heftigem Wind mit klammen Fingern und zitternden Körpern stattfinden. "Dieser 100. Marathon wird sicherlich unvergesslich bleiben - es war der schmerzhafteste und erbarmungsloseste." Foto: p

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