STADTHAGEN (wa). Seinem Kind die große weite Welt zeigen, mit ihm sprechen und ihn ermutigen etwas selbst zu tun: Das sind die Aufgaben von Eltern, Mutter und Vater. Und das am Besten schon ab dem zweiten Lebensmonat. Denn zu wissen wie sich verschiedene Materialien anfühlen, wie man unterschiedliche Dinge greifen kann und wie die eigene Muttersprache klingt, ist gerade in der frühen Phase der ersten 18 Lebensmonate besonders wichtig.
Gemeinsames Spiel und der Aufbau einer liebevollen Beziehung stimuliert das Gehirn und macht es aufnahmefähig dafür, was später noch kommen mag. Allerdings gibt es hierfür vielfältige Möglichkeiten, die nicht alle Eltern wissen können. Der Kinderschutzbund Schaumburg hat mit dem Projekt "Baby im Mittelpunkt" eine Art Leitfaden entwickelt. Die sogenannten Familienbesucherinnen Martina Elsner und Margareta Schares kommen zu den Familien nach Hause und geben Anregungen dazu, das eigene Kind bewusst wahrzunehmen, es zu fördern und die Bindung zu festigen. Frei dem Motto "Hilf mir es selbst zu tun". Das Schöne: Für jede Familie ganz individuell. Das neue Angebot richtet sich auch an Eltern mit Migrationshintergrund. Neben den Einzelbesuchen zu Hause, finden zusätzlich alle zwei Wochen Gruppentreffen aller teilnehmenden Eltern statt. "Besonders Sprachförderung ist in diesem Alter wichtig", erklärt Sozialpädagogin Christel Varelmann. Die Familienbesucherinnen ermutigen die Mütter und Väter mit ihren Babys viel in ihrer Muttersprache zu sprechen. Denn wer seine eigene Sprache gut spricht, lernt auch andere besser. Doch egal welche Sprache der Mensch spricht, die Art und Weise sein Baby zu fördern ändert sich nicht. Um die frühkindliche Entwicklung zu unterstützen sei die Gehirnstimulation essenziell. Babys müssen aktiv in Handlungen miteinbezogen werden, die Eltern geben Hilfestellung durch Anregungen. Wie sie das genau machen können, dass erklären ihnen Elsner und Schares. Mit im Gepäck haben sie Spielzeug und erste Bücher, welche die Eltern behalten dürfen. Es finden sich aber auch genügend Dinge im Haushalt die sich für das gemeinsame Entdecken eignen. Es kann zum Beispiel ein Schneebesen "begutachtet" werden, mit dem das Baby dann seine ersten Bewegungen mit den Armen in einer Schüssel macht. Das stimuliert nicht nur motorische Fähigkeiten sondern auch die Sinne - hören, sehen, fühlen. "Kinder lernen durch ihre Eltern. Deshalb müssen sie sie aktiv in Handlungen einbinden und schauen was ihr Baby von selbst anbietet", sagt Birgit Schaper-Gehrdes, Sozialpädagogin beim Kinderschutzbund. Das heißt, Kinder müssen etwas selbst tun um eigene Ideen entwickeln zu können und das gerade in dieser frühen, sehr sensiblen Phase. "Es ist toll zu sehen wie glücklich Mütter sind, wenn sie die einzelnen Entwicklungsschritte ihres Kindes bewusst wahrnehmen", sagt Elsner. Denn Babys seien "kompetent von Geburt an". Das Projekt "Baby im Mittelpunkt" orientiert sich an den beim Schaumburger Bildungskongress erst kürzlich vorgestellten Entwicklungs- und Förderungsprinzipien von Jesper Juul, Maria Aarts und Gerald Hüther (das SW berichtete in der Ausgabe von Mittwoch, 6. Juni, Seite 3). Für ältere Kinder schließt das seit 2008 erfolgreiche Programm "Opstapje" mit altersgerechten Anregungen für Eltern und Kind an. "Baby im Mittelpunkt" wird unterstützt durch die "Aktion Mensch" und durch Spendengelder der Aktion Hand in Hand Niedersachsen. Weitere Informationen gibt es beim Kinderschutzbund Schaumburg, Bahnhofstraße 27 in Stadthagen oder unter 05721/72474.
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