1. Manche Berufe werden in Schaumburg einfach aussterben

    Berufsbildende Schule Stadthagen kämpft mit rückgängigen Schülerzahlen

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    STADTHAGEN (wa). In einer Sitzung des Schul- und Berufsschulausschusses hat der BBS-Schulleiter Jürgen Steltner klare Worte gesprochen. Elementare Berufe wie der eines Bäckers, werden in der Stadthäger Berufschule bald nicht mehr unterrichtet, so seine Aussage. Jedes Jahr gebe es einen Rückgang der Schülerzahlen zwischen fünf und sechs Prozent. Er machte dies anhand eines Beispiels deutlich: Bauerngut in Bückeburg habe 15 Ausbildungsplätze als Fleischer ausgeschrieben, nur zwei seien besetzt worden. "Diese beiden Auszubildenden stehen dann bei uns vor der Tür und wir müssen sie wegschicken. Aus zwei Schülern kann man keine Klasse machen", sagt Steltner. Im Bereich Handwerk sind die Auswirkungen gravierend.

    Das Kultusministerium trage zu der prekären Lage bei: Eine Schule müsse sich heute nicht mehr nur um eine gute Bildung der Kinder kümmern, sondern auch betriebswirtschaftlich und dadurch effizient arbeiten. "Durch diese statistische Maßnahme wollen sie uns das letzte Standbein weghauen", erklärte er den Zuhörern. In der Bevölkerung - in der heimischen Politik - habe es daraufhin Proteste gegeben und das Kultusministerium sei wieder etwas zurückgerudert. Allerdings mit dem deutlichen Signal, dass an dieser Effizienz festgehalten werde. Die Leidtragenden sind in jedem Fall die Auszubildenden. Sie müssen weite Wege zur Berufschule, beispielsweise nach Hannover auf sich nehmen, wenn sie sich für einen ohnehin schon schlechter bezahlten Handwerksberuf entscheiden. Genau hier liege das Problem: Der Beruf Bäcker oder Fleischer sei unbeliebt, weil die allgemeinen Rahmenbedingungen schlechter ausfallen als zum Beispiel die eines Industriekaufmannes. Um mehr Auszubildende für eine Klasse zusammen zu bekommen, müssten elementare Berufe erst einmal wieder attraktiv gemacht werden. Schwächere Schüler seien von dem Wegfall an der BBS besonders betroffen, stellte Herwig Henke (SPD) fest. Ein Lösungsansatz wäre, statt jeden Beruf einzeln zu unterrichten, die Ausbildungszweige zu bündeln: Bäcker und Fleischer gehen gemeinsam in die Klasse "Nahrungsmittelhandwerk". Trotzdem: Zum 1. August werde es in der Kreisstadt keine Fleischer-Klasse mehr geben. Die BBS wolle sich entschieden gegen das Vorgehen des Kultusministeriums wehren - jedoch werde es wohl ein Kampf den Stadthagen verliert, so Steltner. Übrigens: Innerhalb des Landkreises gab es dank Aufteilung der Schulformen nie Konkurrenzgedanken zwischen den BBS in Stadthagen und Rinteln.

    Foto: Ljupco Smokovski

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