OBERNKIRCHEN (nb). Die alte und prunkvoll ausgestattete Bibel auf dem Altar gleicht einem Kunstwerk. Früher hatte kaum einer ein Exemplar für sich, denn die handgefertigten Schriften waren sehr wertvoll. Kinder erleben Kirche, ganz direkt und ohne strenges Regelwerk. Da ist auch schon einmal erlaubt, einen Blick von der Kanzel zu werfen, um zu sehen, was sonst dem Pastor vorbehalten ist, und ansonsten verborgene Orte zu betreten. Glauben erkunden und sich ein eigenes Bild machen, selbst aussuchen, was interessant sein könnte.
Schauplätze dieser Erkundungstour sind die evangelisch-luherische Kirche Sankt Marien, das Stift und das Gemeindezentrum. Und die sind einmal im Jahr gut gefüllt von Schülern des fünften IGS-Jahrgangs. Das Motto des seit mehreren Jahren stattfindenden Aktionstages wird jugendgemäß umgesetzt, in zwölf verschiedenen Workshops zu ganz unterschiedlichen Themen.
Jeder Schüler kann sich drei von ihnen auswählen und sich so beispielsweise die Stadt vom Kirchturm aus ansehen, Theater spielen, Gebetsperlen basteln oder im Altarraum den Comics des Mittelalters auf die Spur kommen.
Marion Hobein, Mitglied des Kirchenvorstandes, entführte ihre Gruppen auf eine "Entdeckungsreise in der Kirche", wo die Schüler alle Bestandteile des Gotteshauses kennenlernen konnten.
Von der Architektur und Baustilen, dem Prinzip des Uhrwerks, über den "Raum der Stille", dem alten Stifts-Bereich bis hin zum großen Altarbild, das die Passionsgeschichte darstellt, bis hin zu Profanem wie einer Heizung, die in der Kirche eben auch gebraucht wird. "Hier gibt es schon noch so einige Geheimnisse", so Hobein. Besonderes Interesse weckten somit auch die vermeintlichen "Geheimgänge", die zwar weniger geheim sind und mehr als Nebenzugänge dienten, dafür aber erst einmal ungemein Spannung erzeugten.
Für "Was Flottes im Hause Gottes" sorgte Wilhelm Meinberg mit einem musikalischen Angebot und wer Lust hatte, konnte im Stift auf Expedition gehen und mehr über Glaubensregeln und das Leben hinter dessen Mauern erfahren.
Aus historischen Hintergründen, Elementen des kirchlichen Lebens und modernen Elementen setzt sich ganz von selbst ein Bild zusammen, das alle Facetten der Kirche und des christlichen Glaubens beinhaltet. Und eben darum geht es Schule und Gemeinde bei dieser Gemeinschaftsarbeit. "Wir möchten allen Schülern auf anderem Weg den Zugang zur Kirche ermöglichen", so Schulleiter Torsten Reinecke, "unabhängig davon, welcher Konfession sie angehören". Auf die Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben kommt es an, und damit das funktioniert, waren neben Schul-Sozialarbeiterin Juia Wiersig und der evangelischen Kirchengemeinde auch die katholische Seite, die Gemeinden aus Karohagen und Hattendorf und der Kirchenkreis-Jugenddienst mit Helfern beteiligt.
Der Aktionstag Kirche/Schule kann ein erster Schritt dazu sein.
Foto: nb