STADTHAGEN (wa). Anders als in Deutschland absolvieren Franzosen ihre Ausbildung zum Koch oder zur Restaurantfachkraft ausschließlich an einer Berufsfachschule mit mehreren Praktika. Wie es ist, vier Wochen am Stück in einem deutschen Hotel oder Restaurant zu arbeiten, erleben gerade zehn Austauschschüler aus der südfranzösischen Stadt Carcassonne. Unterkunft und Vollverpflegung erhalten die jungen Menschen zwischen 16 und 19 Jahren direkt in ihrem zugeteilten Restaurant oder Hotel in Schaumburg. Möglich gemacht hat dieses Projekt die Berufsbildende Schule Stadthagen (BBS) über das Kultusministerium. Dieses hatte den Kontakt zu einer kaufmännischen Schule in Toulouse aufgenommen und die wiederum mit der Fachschule in Carcassonne.
Der Franzose David Gozlan ist 17 Jahre alt und möchte Koch werden. Er ist im zweiten Ausbildungsjahr und hat ein paar Defizite in der Kräuterkunde. Die hat sein Chef auf Zeit, Andreas Gehrke vom Schmiedegasthaus Gehrke, allerdings schnellstens ausgeräumt. Nachdem David zugegeben hatte, keinen Bärlauch zu kennen, fuhr Gastronom Gehrke kurzerhand mit ihm in den Wald. "Die teilnehmenden Gasthäuser sind wirklich sehr bemüht", sagt BBS-Französischlehrerin und Mitorganisatorin Susanne Heppes. Seit Montagabend sind die Jungen und Mädchen in ihren Betrieben. Darunter das Stadthotel Gerbergasse, Hotel Hannover, Zum Dicken Heinrich, Grosse Klus, Schaumburger Ritter und im Schmiedegasthaus Gehrke. "Die Restaurants in Deutschland sind viel größer und das Essen sehr exquisit", antwortet David auf die Frage, ob es Unterschiede zu französischen Gasthäusern gebe. Pro Ausbildungsjahr absolvieren die jungen Franzosen jeweils zwei Monate ein Praktikum in heimischen Gastronomiebetrieben. Die Zeit in Schaumburg verbringen sie aber auch mit ein wenig Freizeit. Beim offiziellen Empfang der Gäste aus Frankreich im Rathaus, durch Bürgermeister Bernd Hellmann gab es Schwimmbad-Gutscheine und anschließend eine Stadtführung. Ein Ausflug nach Hannover ist laut Heppes ebenfalls geplant. Im September reist eine Stadthäger Austauschgruppe von Koch- und Restaurantfachkräften im Gegenzug nach Carcassonne. Eine kaufmännische Berufsschulgruppe der BBS fliegt für ein Praktikum bei Airbus zudem im Herbst nach Toulouse. "Wir leben Europaschule", sagt Elfie Müller aus dem Gastronomie und Service-Bereich der BBS. Auch Nachwuchskoch David kann sich vorstellen in Deutschland zu arbeiten. Allerdings sei die Sprache schwierig, in Frankreich werde kein Deutsch unterrichtet, so der 17-Jährige. Foto: wa