1. Archäologisch von null auf hundert in die Oberliga

    Kreisarchäologe berichtet über Bodenfunde im Tal der Rodenberger Aue / Großes Interesse an den Gräberfeldern

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    RODENBERG (al). So sehr die Historiker auch forschen mögen: Schrift- und Bildquellen lassen Siedlungsgeschichte nur bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Einen weiteren Blick in die Vergangenheit könne nur die Arbeit von Archäologen erlauben. Mit dieser Erkenntnis gingen rund 50 Zuhörer nach einer Einladung des Vereins "Museumslandschaft Amt Rodenberg" nach Hause, beeindruckt von einem Vortrag des Schaumburger Kreisarchäologen Jens Berthold. Dieser berichtete über das im vergangenen Jahr entdeckte Urnengräberfeld bei Hohnhorst sowie weitere frühgeschichtliche Funde. Fazit: Das Tal der Rodenberger Aue muss schon seit jeher besiedelt gewesen sein.

    Der Urnenfund stößt offenbar weiterhin auf großes Interesse in der Bevölkerung. Nach mehreren Vortragsterminen unter anderem in Groß Hegesdorf, Rinteln und Stadthagen verblüffte Berthold mit seinen Darstellungen nun die Zuhörer in Rodenberg. Durch den großen "Friedhof" sei das Schaumburger Land buchstäblich "von Null auf 300 in die archäologische Oberliga" gelangt. Erneut dankte der Wissenschaftler dem Hohnhorster Grundstückseigentümer und vor allem dem Baggerfahrer, der dank früherer Auftragsarbeiten für die Archäologie sofort die kreisrunden Ablagerungen im Boden als bedeutsam erkannt habe.

    Berthold erhofft sich die Bereitstellung von Geldern oder die Entscheidung einer Universität für ein spezielles Forschungsprojekt.

    Nur ein Bruchteil der Funde im Gräberfeld sei bislang erforscht worden. Alle Urnen seien jedoch mit dem sie umgebenden Erdreich geborgen und lagern sicher in Haushaltsfolie. Weitere Untersuchungen dürften pro Stück ein bis drei Tage erfordern. Der Wissenschaftler ist von weiteren konkreten Erkenntnissen überzeugt. So könnten Knochensplitter in der Asche Rückschlüsse auf Geschlecht, Alter und Krankheiten zulassen.

    Eine Zuhörerfrage, ob sich heutige Hohnhorster als Nachfahren jener beigesetzten Menschen fühlen könnten, musste Berthold zunächst verneinen: DNA-Spuren seien durch Leichenbrand vernichtet worden. "Aber denkbar ist das schon", räumte er die Möglichkeit ein, dass nun die Asche hiesiger Urahnen nach über 2.500 Jahren aufgetaucht sein könnte.

    Für den Archäologen ist der Urnenfund ein weiterer Beleg dafür, dass die Region schon sehr früh besiedelt gewesen sein muss. Darauf würden weitere Entdeckungen aus jüngster Vergangenheit weisen: Keramikscherben aus der vorrömischen Eisenzeit auf dem Gelände des künftigen Edeka-Zentrallagers in Lauenau sowie im neuen Siedlungsgebiet "Leimkaute" in Rodenberg. Die Fragmente werden der so genannten "Nienburger Gruppe" zugeordnet, wie sie im gesamten Mittelwesergebiet bereits sichergestellt worden sind.

    In zeitlicher Hinsicht noch weiter zurück gehen Feuerstein-Gerätschaften von Stellen am Alten Rodenberg und am Alten Busch bei Algesdorf. Dort könnten schon 12.000 Jahre vor Christus Jäger gelagert haben. Der in Ohndorf lebende Althistoriker Klaus Schmitz ergänzte die Ausführungen des Archäologen mit eigenen Theorien zur frühgeschichtlichen Besiedlung. Darauf lasse das von ihm so bezeichnete "Ohndorfer Meer" schließen, das sich von Lauenau sich bis etwa Ohndorf erstreckt habe. Dass an dessen Ufern wohl Menschen lebten, würde auch der Horster Henning Dormann belegen – mit Funden im eigenen Garten.

    Foto: al

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