1. Beliebig zwielichtig und vielseitig

    Heinz Kösel "Zeitweise" im Museum Amtspforte / Malerei und Printgrafiken

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    Beliebigkeit spiele dabei durchaus eine Rolle. "Ich reagiere eben spontan auf Sachen. Malerei hat für mich etwas Kulinarisches, das ich gerne mache." Als "verkniffen" möchte Kösel sich in keinem Fall verstanden wissen. So rangieren seine Themen zwischen Politik und Gewalt und reichen bis zum Menschen im Allgemeinen. Auf nur eine Ebene mag sich der Künstler in keiner Hinsicht festlegen lassen: "Ich stelle nicht plakativ etwas dar, ich benutze die Binnenform um etwas darzustellen." Mehrschichtigkeit und Tiefe sollen seine Bildern haben, sowohl optisch, als auch hinsichtlich der Bedeutung. Im "Schaumburger Landsturm" etwa finden sich Hinweise auf historische Trachten, in "Formation" verstecken sich Fragmente menschlicher Figuren. Den Hintergrund bilden schemenhafte Schiffe vor der Kulisse des fast ausgetrockneten Aralsees in Russland "Mann muss länger hinsehen. Dann entdeckt man plötzlich ein Gesicht, einen Körper", so Museumsleiterin Susanne Slanina. Bei seinen Materialien liebt Kösel ebenso die Vielfalt. Neben Ölbildern sind zwei Aquarelle ausgestellt, die während eines Besuches bei seiner Kollegin Helene Jahnke in Afrika auf Zementsackpapier entstanden sind und so etwas sehr Authentisches haben. "Im Moment arbeite ich allerdings mehr grafisch", so Kösel. Derzeit erforscht er die Ausdrucksmöglichkeiten der Printgrafik. Dazu blättert er in einer Zeitung, lässt sich inspirieren und nimmt sich schließlich ein Foto oder eine interessant aufgebaute Seite vor. Mit Kuli und Deckweiß verfremdet er Stück für Stück, was ihm ins Auge sticht. Am Ende entsteht ein völlig neues Abbild. Die Struktur der Fotos übt dabei den Reiz aus. Wegstreichen, verändern und so verbinden, dass eine neue Situation entsteht, die nach Köhsels Geschmack auch gerne etwas "zwielichtig" rüberkommen darf. Neben gerahmten Grafiken hinter Glas versammeln sich in einer Mappe noch einmal etliche Skizzen, die das mögliche Spektrum dieser Technik zeigen: Der Landrat und die übrigen "Oberen" werden zu Argonauten gemacht, der Mythos des starken Mannes demontiert, John Wayne und der Kosovokrieg aufgegriffen und für den "Kirchgang" stand die Kölner Dombauhütte Pate. Kösels Themenspektrum ist breit gefächert. Erste Schritte auf dem Terrain der Kunst machte er bereits in Kindertagen mit Heimatvertriebenen aus Schlesien und Posen. Nach Ausbildung und Studium an der Werkkunstschule in Hannover ist er seit 1965 mit gemeinschaftlichen und Einzel-Ausstellungen in der Kunstlandschaft national und international vertreten. Zudem gab es eine Zusammenarbeit mit dem Bund Bildender Künstler. Kösel arbeitete als Mallehrer, Werbegrafiker und Hausrestaurator. Dass sich das Stadthäger Museum und der Feggendorfer gefunden haben, ergab sich aus einem persönlichen Kontakt. Für den Kunstschaffenden gilt die Amtspforte als ein attraktiver Ausstellungsort, dessen traditioneller Ausrichtung er so eine andere kulturelle Form entgegensetzen kann. Slanina hingegen schätzt den "frischen Wind", den seine Kunst in das heimatgeschichtliche Haus bringt und hofft, damit für Abwechslung zu sorgen und eine andere Zielgruppe anzulocken. Wer sich Kösels Werke ansehen möchte, hat noch bis Juli mehrmals pro Woche Gelegenheit dazu. Das Museum ist Dienstag bis Freitag von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr geöffnet, am Sonnabend und Sonntag von 15 bis 17 Uhr.Foto: nb

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