Im Landkreis Schaumburg mit seinen rund 160.000 Einwohnern gibt es 3.000 Menschen, die aufgrund einer Alterserkrankung, einer geistigen Behinderung, einer psychischen Krankheit oder Suchtkrankheit ihre Angelegenheiten nicht mehr selbst regeln können. Sie haben einen Betreuer, der einen bestimmten Aufgabenkreis wahmimmt und sich beispielsweise um Aufenthalt, Gesundheit und Vermögen kümmert. Bei all dem steht der betreute Mensch im Mittelpunkt. Der Betreuungsverein Schaumburg e.V. hat den Zweck, psychisch Erkrankten sowie körperlich, geistig oder seelisch Behinderten bei der Bewältigung ihrer Lebenssituation zu helfen. Dabei stehen die Achtung der Person und die Wahrung der Rechte der betreuten Menschen im Vordergrund. Von den vom Betreuungsverein Schaumburg betreuten Menschen haben etwa zehn Prozent einen Migrationshintergrund. Am häufigsten werden Personen aus Italien, der ehemaligen Sowjetunion und dem ehemaligen Jugoslawien betreut. Einzelne Betreute kommen aus Polen, Ungarn, England, Schweiz, Türkei und Togo. Das Projekt soll Kompetenzen im Hinblick auf die psychosoziale Versorgung von Menschen mit Migrationshintergrund erweitern. Die Migrations- und Kultursensibilität bei Betreuungs- und Querschnittsaufgaben soll überprüft und optimiert werden. Im Hinblick auf die verschiedenen Kulturen, ihre Bedürfnisse und Hintergründe, ist ein Angebot speziell für Migranten wichtig, weiß der Leiter der Rintelner Geschäftsstelle, Gerald Sümenicht. Hilfreich sei hier auch die muttersprachliche Information zum Thema Betreuungsrecht. In den Herkunftsländern unterscheiden sich Rechtssituation und -praxis vom deutschen Recht. Muttersprachliche Broschüren bieten eine Möglichkeit, Migranten an das deutsche Betreuungsrecht heranzuführen.
Bei der Arbeit mit Migranten werden häufig besondere Aufgaben und Anforderungen an den Betreuer gestellt. Beispielhaft seien Fragen zu Aufenthalts- und Asylrecht, Reiseformalitäten bei Besuchswünschen oder Verpflichtungen des Betreuten gegenüber seinem Herkunftsland erwähnt. Die lokale und regionale Netzwerkbildung wird überprüft und gestärkt, ebenso die transkulturelle Kompetenz der Mitarbeiter. Diese nehmen alle sechs Wochen an Projekttreffen und Fortbildungen zu verschiedenen Themen teil. Hier werden Schwerpunkte und Planungsgrundlagen für gemeinsame Aktionen vorbereitet. Fallbesprechungen und kollegiale Beratung sowie Öffentlichkeitsarbeit bilden weitere Schwerpunkte. Als ein Anleiter stand jetzt Dipl. Psychologe und Pädagoge Kostyantyn Herontidi als Ansprechpartner mit seinen Erfahrungen für die Kollegen des Schaumburger Vereins zur Verfügung. Er verdeutlichte an einem Beispiel, wie wichtig die transkulturelle Betreuung ist: "In einigen Ländern steht beispielsweise Amtsgericht für Strafgericht und die Menschen wissen nicht, dass man hier auch Hilfe erhalten kann und nicht entmündigt wird!" Entmündigungen gibt es anders als in Deutschland nämlich noch in vielen Ländern. Betreuung, so Herontidi, könne somit schnell zum Angstbegriff werden.
Beim Betreuungsverein Schaumburg sind Geschäftsführer Gerald Sümenicht und seine Mitarbeiter für Interessenten und Gruppen, die mit Migranten arbeiten, unter Telefon 05751/918111 für weitere Fragen erreichbar. Foto: ste