BAD NENNDORF (bb). Mit der Erweiterung des Friedhofes in Haste ist neben dem neuen kommunal-öffentlichen Friedhofsabschnitt auch ein jüdischer Friedhof entstanden. So verfügt die jüdische Gemeinde Bad Nenndorf über einen "Gottesacker" zur Bestattung ihrer Verstorbenen nach jüdischem Ritus. Mitglieder der evangelischen, der katholischen und der jüdischen Gemeinde weihten die Friedhöfe gemeinsam mit Vertretern von Räten und Verwaltung ein.
Marina Jalowaja, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Bad Nenndorf, hob die Bedeutung des Friedhofes für ihre Gemeinschaft hervor. "Letztlich ist es der Friedhof, der uns als Gemeinde kennzeichnet", hielt sie fest.
Zuvor hatte Bernd Reese, Bürgermeister der Samtgemeinde Nenndorf, erklärt, dass die Anlage nach einer mehrjährigen Vorbereitungsphase als ein echtes Gemeinschaftsprojekt entstanden sei. 2004 hätte sich die jüdische Gemeinde mit ihrem Wunsch nach einem Friedhof an die Stadt Bad Nenndorf gewandt. Im Stadtgebiet habe jedoch keine geeignete Fläche gefunden werden können. Das Projekt sei in die Zuständigkeit der Samtgemeinde überführt worden. So sei das Gespräch auf die Erweiterungsfläche am Haster Friedhof gekommen. Nach Diskussionen über das Satzungs- und Gebührenrecht sei die Samtgemeinde zur jetzt praktizierten Lösung gekommen. 1750 Quadratmeter der Erweiterungsfläche wurden an die jüdische Gemeinde verkauft, um dieser die Anlage des Friedhofes zu ermöglichen.
Michael Fürst, Vorsitzender des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, erklärte, dass der Landesverband sehr froh sei, dass in Bad Nenndorf ein jüdischer Friedhof entstanden sei. In den größeren Städten seien Friedhöfe vorhanden, nicht so häufig jedoch im ländlichen Raum. Und bei mehr als 100 Mitgliedern in der jüdischen Gemeinde Bad Nenndorf, "da braucht man einen Friedhof", hielt Michael Fürst fest. Er verwies auf einen wichtigen Unterschied zwischen einem christlichen und einem jüdischen "Gottesacker". Anders als die Christen hätten die jüdischen Verstorbenen auf ihrem Friedhof ein Ewigkeitsrecht, führte Michael Fürst aus. Ihre Grabstätte dürfe niemals eingeebnet werden, um Raum für neue Gräber zu schaffen.
Pastor Gero Cochlovius von der Kirchengemeinde Hohnhorst weihte den christlichen Teil der Erweiterungsfläche ein. Cochlovius verwies auf die zu allen Epochen ausgeübten Begräbnisriten. In diesen aufwändigen Begräbniskulturen spiegele sich die tiefe Ahnung der Menschen wider, dass mit dem Tod nicht alles vorbei sei. "Gott hat dem Menschen die Ewigkeit ins Herz gelegt", zitierte Cochlovius aus dem Alten Testament. Dem christlichen und dem jüdischen Glauben sei gemeinsam, dass er nicht auf das irdische Leben fixiert sei.
Bodo Gideon Riethmüller vom Landesverband Jüdischer Gemeinden hob den Einsatz von Samtgemeindebürgermeister Bernd Reese für das Projekt hervor. Reese habe dieses mit seinem Engagement besonders vorangetrieben.Foto: bb