1. Von Kriegen und anderen großen Katastrophen

    Tag der offenen Tür in der Werkstatt des Landesarchivs / Die Besucher entdecken bei Führungen alte Schätze

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    Ausstellungstafeln informierten über Bibliothekskatastrophen in Hannover, wie den Bombenschaden im Staatsarchiv 1943 und den Überschwemmungsschaden 1946, den Brand in der Weimarer Bibliothek im Jahr 2004 und den Einsturz des Staatsarchivs in Köln im Jahr 2009 und ihre jeweiligen Folgen.

    In dem 1991 errichteten Gebäude an der Ahnser Straße sind 20 Mitarbeiter damit beschäftigt, geschädigtes oder in seiner Substanz gefährdetes Archivgut zu restaurieren und zu konservieren. Insbesondere die Erhaltungsarbeiten für stark beschädigte Archivalien werden für alle niedersächsischen Landesarchive in der Zentralen Werkstatt in Bückeburg durchgeführt, die speziell für Verfahren der Massenrestaurierung modern ausgestaltet ist.

    Restaurator Ernst Koetsier erläuterte während der Führung, dass seit etwa 1840 das Papier nicht mehr aus Hadern, sondern aus Holzschnitt gewonnen wird.

    Der Papierbedarf war zu groß geworden. Das säurehaltige Papier wird brüchig und zerfällt mit der Zeit. Vor rund 20 Jahren ist ein aufwändiges Verfahren entwickelt worden, um einzelne Blätter zu "retten".

    Die Besucher sahen, wie Restauratorin Daniela Hartung am Beispiel einer Originalakte aus dem Wasserschaden von 1946 das Papier erst gereinigt und dann restauriert hat.

    "Reinigen, entsäuern und trocknen dauert für ein Blatt Papier etwa eine halbe Stunde", erklärte Koetsier. Anhand eines simulierten Wasserschadens erläuterte der Restaurator anschaulich, dass eine schnelle Bergung der Archivalien erforderlich ist, weil sich sonst innerhalb von drei Tagen Pilze bilden, die das Papier zerstören. Die nassen Objekte werden in Folien verpackt und schnell eingefroren. Als "Gefriertrocknen" wird der Prozess des Auftauens bezeichnet, bei dem die Objekte nicht nass werden. "Niemals Tesafilm auf Papier und Bücher kleben, das sorgt schon nach 20 Jahren für Schäden", verriet Koetsier.

    In der Fotowerkstatt werden Archivalien reproduziert, die anstatt der Originale den Benutzern zur Verfügung gestellt werden. Beispiele sind Kirchenbücher und Karten.

    Einen weiteren wichtigen Beitrag zum Schutz des Kulturgutes wird durch die Sicherungsverfilmung der Archivbestände geleistet. Sie werden digital fotografiert und abgespeichert. "Wir retten das, was noch da ist, wir ergänzen aber nichts", verdeutlichte Archivleiter Dr. Stefan Brüdermann.

    Foto: hb/m

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