1. Die Schaumburger sind echte Spitzenreiter bei der Mülltrennung

    AWS steht dem Pilotprojekt "Orange-Tonne" weiterhin skeptisch gegenüber

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    STADTHAGEN (jo). Der flächendeckende Irrglaube, Mülltrennung sei nicht notwendig, da der Abfall am Ende ohnehin in eins verbrannt werde, hält sich bereits seit Jahren hartnäckig in der Bevölkerung. Dass es sich in Wahrheit anders verhält, weiß AWS-Geschäftsführer Insinger: "Sogar der Restmüll wird vor der Verwertung nachsortiert. Die Trennung von Altpapier, Wertstoff und Restmüll ist vor allem aus dem Grunde wichtig, als dass der Aufwand der Nachsortierung durch die Abfallgesellschaften von vornherein reduziert wird." Wer Müll trennt, sortiert also freiwillig vor und erleichtert so die wertstoffliche Verwertung der Abfälle. "Leider stößt die Belastung bei den Restmüllgebühren mittlerweile an ihre Grenzen", meint Susanne Rintelnen, Öffentlichkeitsleiterin der Abfallwirtschaftsgesellschaft Schaumburg. "Aufgrund des demografischen Wandels, wird die Anzahl an Ein-Personen-Grundstücken künftig steigen." Dadurch könnte sich der Aufwand für die Abfallentsorgung langfristig gesehen überproportional erhöhen. Insgesamt stände die AWS derzeit jedoch auf einem finanziell soliden Fundament, so AWS-Geschäftsführer Kühn: "Preislich gesehen verspüren wir keinen Druck und kommen mit den Abfallgebühren sehr gut klar." Allerdings stehe noch in diesem Jahr eine neuerliche Kalkulation der Finanzen an. Als ergänzende Maßnahme zu der gut funktionierenden Wertstofftrennung würden alle bei der AWS anfallenden Restabfälle im Entsorgungszentrum Schaumburg (EZS) in Sachsenhagen behandelt, die aussortierten trockenen Anteile zu energiereichem Ersatzbrennstoff aufbereitet und die organischen Reste in der Vergärungsanlage zu Biogas umgewandelt. "Daraus wird bei der Verbrennung in drei Blockheizkraftwerken Wärme und Strom produziert und direkt im EZS eingesetzt oder ins Netz eingespeist." Auch aus gemischten Restabfällen könnten, bedingt durch die moderne Anlagentechnik, nutzbare Anteile gewonnen werden, die stofflich oder thermisch verwertet werden. "Im Grunde genommen entwickelt sich die Abfallwirtschaft langsam aber sicher zu einem Rohstoffliferanten", prognostiziert Insinger. Ein Dorn im Auge der örtlichen Abfallwirtschaftsgesellschaft sei allerdings das, seit Oktober 2011 gültige, Pilotprojekt Orange-Tonne. Darin gesammelt werden Gegenstände aus Kunststoff, die keine Verkaufsverpackung sind, beispielsweise Kinderspielzeug aus Plastik, saubere Folie, Kunststoffgießkannen oder Kunststoffschüsseln, Elektrokleingeräte wie Haartrockner, Bügeleisen und Toaster. "Diese Tonne zusätzlich zu den Leichtverpackungssäcken einzuführen, wäre für den Verbraucher irreführend", kritisiert Insinger. Der Einwohner können nur schwerlich unterscheiden, welche Kunststoffe in den gelben Sack und welche in die Tonne gehörten. "Die Wertstofftrennung in Schaumburg funktioniert auch ohne die neue Tonne bereits hervorragend", betont Insinger. Bis letztlich über das Pilotprojekt entschieden wird, dürfte noch etwas Zeit vergehen. Zeit, um möglicherweise einen grundsätzliche Gedanken, an die flächendeckende, zeitgenössische Müllproduktion zu verschwenden. "Den gesamten Müll an sich zu reduzieren klappt erfahrungsgemäß leider nicht", meint Insinger. Schuld daran sei schlicht und ergreifend das Verhalten der Verbraucher. "Unser Ziel als Abfallwirtschaftsgesellschaft ist es dennoch, mit der Gesamtsituation ökonomisch und ökologisch sinnvoll umzugehen."

    Foto: jo

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