1. Das "sozialpolitische Gewissen" hat sich aus seinem Amt bei Arbeiterwohlfahrt verabschiedet Kreiskonferenz der AWO mit einigen Neuerungen / Sparzwänge der öffentlichen Hände belasten Arbeit des Verbandes

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    LANDKREIS (hb/m). Im Mittelpunkt der Kreiskonferenz des AWO-Kreisverbandes Schaumburg standen die Verabschiedung von Ernst Kastning und die Wahl von Heinz-Gerhard Schöttelndreier zu seinem Nachfolger. Kastning hatte 2001 nach dem Tod von Helmut Preul den Vorsitz übernommen. Ihm sei, so Kastning zu seinem Rückzug, nicht die Motivation abhanden gekommen, auf dem sozialen Feld um Verbesserungen für benachteiligte Menschen zu ringen, die kaum eine Lobby haben. Doch verspüre er nach elfjährigem Einsatz "einen gewissen Abnutzungseffekt, eine Tendenz zur Ungeduld und ein Nachlassen der persönlichen dauerhaften Durchsetzungskraft".

    Landrat Jörg Farr betonte in seinem Grußwort, dass die AWO viele Aufgaben übernimmt, die der Landkreis nicht erfüllen könnte, seien es die Beratung von Schwangeren und Zuwanderern, das Frauenhaus oder Projekte wie PACE. Farr dankte Kastning dafür, dass er das Amt seit 2001 engagiert, aber nicht parteipolitisch, ausgeübt habe und dabei seine Erfahrungen und seinen Sachverstand eingebracht habe, um Menschen zu helfen. Kastning sei das "sozialpolitische Gewissen der AWO" gewesen. "Die AWO ist von Ernst Kastning geprägt worden, er hat ihr den Stempel aufgedrückt", meinte auch Heinz-Gerhard Schöttelndreier. "Er der erfahrene Polit-Profi, ich die idealistische Sozialpädagogin, es hat gut zusammen gepasst - mit Ungerechtigkeiten finden wir uns nicht ab", so die Geschäftsführerin des AWO-Kreisverbandes, Heidemarie Hanauske. Als Abschiedsgeschenk erhielt Kastning einen Apfelbaum für den Garten, "der unter ihm blühen, wachsen und gedeihen soll wie die AWO".

    Birgit Merkel, die stellvertretende Bezirksvorsitzende, hatte zum Thema "Familiengesundheit" referiert und die Gesunderhaltung der Familien und die Kindergrundsicherung als Herausforderungen der zukünftigen Arbeit bezeichnet. "Gemeinsam streiten wir - Ehrenamtliche und Hauptamtliche - gegen die Armut von Kindern." Kerstin Tack, SPD-Bundestagsabgeordnete aus Hannover, stellte fest, "dass ein menschenwürdiges Leben im Alter ein Recht und keine Gnade sei, man aber dafür kämpfen" muss.

    "Wir spüren unmittelbar in unserer Arbeit, dass die Armut in unserem Lande zunimmt und immer mehr Menschen gesellschaftlich ausgegrenzt werden", sagte Ernst Kastning in seinem Vorstandsbericht. Die Finanzenge bei den Kommunen, vor allem begründet in der Bundes- und Landespolitik, die Kürzungen direkter Landes- und Bundesfördermittel, die Kürzungen und Umschichtungen von Arbeitsmarktmitteln und die nicht abreißende Hartz-IV-Problematik ständen im krassen Widerspruch zum steigenden sozialen Handlungsbedarf. "Nur eine mitgliederstarke Organisation ist erfolgreich in der sozialen Interessenvertretung", stellte Kastning fest. Daher bereitet ihm ("unser Zukunftsproblem") das Durchschnittsalter der AWO-Mitglieder Sorgen. Zum Ende seines Berichtes deutete Ernst Kastning an, dass er überlegt habe, mit seinem Erfahrungshintergrund als Beisitzer im Bezirksvorstand der AWO noch nützlich sein zu können. Den beiden stellvertretenden Vorsitzenden und zwei weiteren Frauen sei die Erfüllung der Frauenquote im Bezirksvorstand aber wichtiger gewesen. Foto: hb/m

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