STADTHAGEN (jo). Reichlich laut wurde es am vergangenen Donnerstagmorgen auf Stadthagens Straßen: Rund 220 im öffentliche Dienst beschäftigte Ver.di-Mitglieder hatten ihre Arbeit im Rahmen des bundesweit stattfindenden Warnstreiks niedergelegt, um mit wehenden Fahnen, lauten Hupen und schrillklingenden Trillerpfeifen bewaffnet, vom Kreishaus an der Jahnstraße ausgehend in Richtung Marktplatz zu wandern. Vor Ort angekommen, schwärmten die Demonstranten aus, um bunte Flyer in Form von Zweihunderteuroscheinen an zahlreiche, anwesende Schaulustige zu verteilen.
Im Vergleich zu den vergangenen Jahren, ging der aktuelle Widerstandsaufruf durch die Gewerkschaft im Landkreis mit einer verhältnismäßig regen Teilnahmebewegung unter den Beschäftigten einher: "In dieser Woche haben sich sehr viel mehr Arbeitnehmer an dem Ausstand beteiligt als sonst", bestätigte Mitorganisatorin und Ver.di-Gewerkschaftssekretärin Aysun Tutkundardes. Neben Erziehern, Fluggerätemechanikern, Krankenpflegepersonal, Straßenwärtern und Mitarbeitern der Stadtwerke, der Stadtverwaltungen und der Heeresfliegerwaffenschule, hatten auch rund 15 Krankenpflegeschüler an dem lautstarken Protest teilgenommen. "Bemerkenswert ist, dass die anwesenden Gewerkschaftsmitglieder aus sämtlichen Teilen des Landkreises, nämlich aus Rinteln, Rodenberg, Bückeburg, Obernkirchen und Sachsenhagen stammen." Nach einer halbstündigen Rast auf dem Marktplatz und der Kundgabe markigen Reden durch Martina Hamich (Ver.di), Gabriele Walz (Gesamtpersonalamtsvorsitzende des Klinikums) und Thomas Schmidt (Mitarbeiter der Straßenmeisterei), zogen die Demonstranten weiter in Richtung Klinikum. "Wir wollten ganz bewusst auch dort einen Stopp einlegen, um dem Krankenhauspersonal die Möglichkeit zu geben, sich ebenfalls an dem Widerstand zu beteiligen," erklärte Tutkundardes. Schließlich sei die Personaldecke in den Kliniken mittlerweile derart dünn, dass sich die Gesundheits- und Krankenpfleger auch während des bundesweiten Ausstandes allesamt im Notdienst befänden. Anschließend ging es weiter an die Probsthäger Straße. Das Ende der Veranstaltung war gegen 13.30 Uhr anberaumt. Bereits seit Wochenbeginn versuchen die Mitglieder, ihre Grundsatzforderungen durchzusetzen. Ver.di plädiert für 6,5 Prozent mehr Gehalt im Monat für die bundesweit etwa zwei Millionen Beschäftigten bei Kommunen und Bund. Die Mindestforderung liegt bei 200 Euro Plus im Monat. Außerdem sollen Auszubildende 100 Euro mehr im Monat verdienen und nach ihrer Lehrzeit unbefristet übernommen werden. Ferner soll die Laufzeit des Tarifvertrages mindestens 12 Monaten betragen. Bisher haben sich die Arbeitgeber des öffentlichen Dienstes noch zu keinem Angebot hinreißen lassen. "Sie haben sogar noch eins drauf gesetzt, indem sie von Ver.di bereits vor der ersten Verhandlungsrunde am 1. März verlangt haben, die berechtigten Forderungen der Beschäftigten von vornherein herunterzuschrauben," ärgerte sich Tutkundardes. Diese Aussage werde von den Beschäftigten als reine Provokation verstanden. Die Aktivistin kündigte an: "Die Arbeitgeber haben es eindeutig selbst zu verantworten, dass es zu Warnstreiks kommt. Wir gehen daher davon aus, dass dies noch lange nicht der letzte Streiktag gewesen ist."
Fotos: jo