STADTHAGEN (jo). "Mit unserer Bilanzvorstellung reagieren wir auf das erhöhte Medieninteresse, welches gerade im Hinblick auf die Entwicklungen der Zwickauer Terrorzelle zugenommen hat. Fakt ist, dass der Bereich politisch motivierte Straftaten für die Polizei bereits vor der Entdeckung der Zelle von großer Bedeutung war, " erklärte Frank Kreykenbohm, Polizeiinspektionsleiter Nienburg-Schaumburg, im Rahmen einer Pressekonferenz am gestrigen Freitag. Uwe Baum, Leiter des Staatsschutzkommissariats in Nienburg, warnte trotz der gestiegenen Anzahl derlei Delikte vor übereiligen Schlüssen. Fakt sei: Auf 157 von rechts- oder linksorientierten Personen begangene Straftaten im Landkreis, kommen aktuell insgesamt 9.381 nichtpolitisch motivierte Delikte. "Hinzu kommt, dass wir genaue Kenntnisse besitzen, welche Personen zu den entsprechenden rechts- oder linksorientierten Gruppen gehören. Auch ihre Motive sind uns bekannt", erklärte Kreykenbohm. Dies erleichtere in der Regel polizeiliche Maßnahmen. Als besonderen Brennpunkt bezeichneten die Beamten die seit dem Jahre 2006 jährlich in Bad Nenndorf stattfindenden sogenannter Trauermärsche. "2010 nahmen rund 1000 rechtsmotivierte Personen an den Märschen teil", so Kreykenbohm.
Im vergangenen Jahr seien jedoch deutlich weniger Teilnehmer im Kurort angetroffen worden. Weiterer Schwerpunkt sei der sogenannte Bückeburger Rechts-Links-Konflikt. Dort sorgen linksorientierte Mitglieder der Gruppe Autonome Antifa Bückeburg (AAB) und die rechtsorientierten Nationalen Sozialisten immer wieder für Schlagzeilen, indem sie in direkte Konfrontation miteinander treten. Nicht selten würden von beiden Seiten Totschläger oder Schlagstöcke eingesetzt, folgenschwere Verletzungen in Kauf genommen. 74 der 157 in Schaumburg begangenen politisch motivierten Straftaten entfielen der aktuellen Polizeistatistik nach auf eben jenen lagerinternen Konflikt. Gefahr für die Bürger bestehe dabei nicht, betonte Kreykenbohm. "Es gab keinerlei Übergriffe von Neonazis auf Obdachlose oder ausländische Mitbürger." Bedenklich sei allerdings der Umstand, dass sich die 14- bis 25-jährigen polizeilich bekannten Personen beider Lager vermehrt im Internet bewegen, um Verabredungen zu treffen oder ihr Gedankengut zu verbreiten. Auch an dieser Stelle setzen die Beamten auf Prävention: "Wir binden die Elternteile der jüngeren Personen aktiv in unsere Arbeit ein." Und: "Um die Gewaltspirale zu durchbrechen, stehen wir den Mitgliedern beider Gruppierungen weiterhin massiv auf den Füßen." Foto: jo