STADTHAGEN (jo). Wenn die körperlichen Kräfte nachlassen und die eigenständige Haushaltsführung schier unmöglich wird, spätestens dann ist es an der Zeit, Hilfe von Außen anzunehmen. Doch viele ältere Menschen leben allein, die Kinder sind weit fortgezogen und der Gedanke an einen Umzug in eine Pflegeeinrichtung wird zur Qual. In dieser Lebensphase stellt der Fachdienst Altenpflege für Senioren und Pflegebedürftige einen zentralen Anlaufpunkt im Landkreis dar. Die Landtagsabgeordnete Ursula Helmhold (Grüne), Sozialdezernent Klaus Heimann, der stellvertretende Sozialamtleiter Rainer Worbst und die Altenpflegerinnen Claudia Kuhlmann und Silke Priebe sprachen am vergangenen Donnerstag im Rahmen einer Diskussionsrunde über das vorhandene Angebot für Senioren.
Und zur Diskussion standen in der Tat allerlei Aspekte: "In der Zeit zwischen 2005 und 2009 ist die Anzahl der Pflegebedürftigen über 12 Prozent gestiegen", stellte Helmhold bereits zu Beginn des Gespräches fest. Zudem sei Bad Eilsen Niedersachsens "älteste" Gemeinde. "Der Fachdienst für Altenpflege, das Seniorenservicebüro und der Pflegestützpunkt bieten älteren, an Demenz erkrankten und pflegebedürftigen Menschen daher individuelle Hilfen, machen Hausbesuchen und vermitteln ehrenamtliche Senioren- oder Wohnberater, welche beispielsweise über altersgerechte Wohneinrichtungen und technische Hilfsmittel informieren", erklärte Silke Priebe. "Denn viele wissen gar nicht, dass betreutes Wohnen auch im Eigenheim möglich ist. In Kooperation mit der Kreiswohnungsbaugesellschaft richten wir auf der Internetseite www.wohnbau-shg.de zurzeit außerdem eine Börse mit altersgerechten Wohnungen ein." Neu sei auch die ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe.
Für einen Obolus von fünf Euro pro Einsatz, kommen handwerklich Begabte ins Haus, tauschen Glühbirnen aus oder hängen Gardinen auf. In Anspruch nehmen kann diese Hilfe jeder schwerbehinderte oder gesunde Mensch, welcher das sechzigsten Lebensjahr vollendet hat oder eine Pflegestufe vorweisen kann.
Zwar werde im Pflegebereich vor allem von Ehrenamtlichen "Gigantisches" geleistet. Dennoch dürfe das Amt nicht "überstrapaziert" werden, betonte Sozialdezernent Klaus Heimann: "Wir wollen Erwerbslose nun verstärkt zu Fachkräften ausbilden." Gerade ältere Quereinsteiger seien in der Regel hochmotiviert, fügte die Landtagsabgeordnete Helmhold hinzu. Problematisch sei jedoch die Tatsache, dass angehenden Fachkräfte während ihrer Pflegeausbildung zu oft ins kalte Wasser geworfen würden. Auch die Dauer von insgesamt drei Ausbildungsjahren schrecke viele Interessierte ab: "Hier gibt es auf politischer Ebene eindeutig Nachholbedarf." Diesen gebe es auch im Hinblick auf das neu eingeführte Freiwillige Soziale Jahr für Senioren, welches gemeinhin sehr schlecht angenommen würde: "Der Grund ist vermutlich, dass sich Rentner, die nach ihrem Ruhestand gemeinnützig tätig sein wollen, nicht noch einmal für längere Zeit vertraglich binden wollen." Daher müsse das Konzept des Vertragsabschlusses für ehrenamtliche Tätigkeiten im Grundsatz überdacht werden. Große Probleme sah Helmhold auch in der Kurzzeitpflege: "Viele ältere Menschen werden immer früher, immer kränker aus den Kliniken entlassen." Deshalb plädierte die Politikerin für eine großflächige Umwandlung von Krankenhausbetten in Rehabetten: "Das Kreiskrankenhaus Rinteln wären für dieses Vorhaben beispielsweise perfekt." Allgemein stimmten die Politikerin die zahlreichen Hilfsangebote für Senioren in der Region aber äußerst positiv: "Ich bin überrascht, wie viele tolle und wichtige Projekte in unserem Landkreis stattfinden."Foto: jo