Für viele steckte er längst in der Schublade als "Fehleinkauf". Am Donnerstagabend bewies Artur Sobiech, warum ihn 96 verpflichtete. Eingewechselt in der 68. Minute hatte er entscheidenden Anteil daran, den Rückstand im Heimspiel gegen den FC Brügge noch in einen Erfolg umzuwandeln. Erstmals bewies der Stürmer mit den jungenhaften Gesichtszügen in der 72. Minute Killerinstinkt, als er nach Flanke von Christan Pander und Kopfballverlängerung von Mame Diouf den Ball über die Linie stocherte und so zum 1:1 ausglich. Wenige Minuten später zog Sobiech entschlossen in Richtung Tor, kam nach Zweikampf mit Brügges Donk im Strafraum zu Fall. Schiedsrichter Jorge Sousa entschied auf Elfmeter. Jan Schlaudraff vollstreckte zum 2:1-Endstand. Die Ausführung per Lupfer in die Tor-Mitte als sicherste Variante einzuschätzen, auf diese Idee dürften neben Schlaudraff nicht viele kommen.
Die "Roten" hatten sich die Wende in dieser heiß umkämpften Europa-Pokalpartie mit leidenschaftlichem Einsatz erarbeitet. Die 42 000 Zuschauer sahen in der AWD-Arena eine flotte Begegnung mit vielen Torraumszenen. 96 war wieder mit Raute angetreten, hinter Diouf und Mohammed Abdellaoue sorgte Schlaudraff als Zehner für Betrieb. Hannover hatte mehr Spielanteile und erarbeitete sich ein Chancenplus. Eher ungewöhnlich für die Hannoveraner war die mangelhafte Verwertung der Möglichkeiten aus guter Position. Dies rächte sich in Halbzeit zwei. Lestienne erzielte für die von Trainer Christoph Daum betreuten Gäste sträflich freistehend per Kopf die 1:0 Führung. Brügge zeigte sich kampfstark, Daum betonte das Flügelspiel. Die Gäste wurden über viele Standards und Flanken sowie über ihren kantigen Stoßstürmer Akpala gefährlich. Angesichts der Mehrzahl der Chancen und eines von Schiedsrichter Sousa zu Unrecht aberkannten Tores geht der Sieg für die "Roten" in Ordnung. Zweifellos erwartet sie im Rückspiel am kommenden Donnerstag in Brügge jedoch ein heißer Tanz.
Vorerst gilt es jedoch, die Konzentration wieder auf die Bundesliga zu richten. Am Sonntag um 17.30 Uhr wird das Heimspiel gegen den VfB Stuttgart angepfiffen. 96 hat nach der Hinrunden-Niederlage (0:3) noch einiges gutzumachen. Außerdem würde ein Heimsieg der Elf von Mirko Slomka eine tolle Ausgangsposition für den Kampf um den erneuten Einzug in das internationale Geschäft verschaffen.
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