LANDKREIS (jo). Wie lässt sich Bienenwachs rückstandsfrei schmelzen? Wie kann das Verschwenden von Wasser beim Händewaschen vermieden werden? Gibt es eigentlich ein Haus, das sich stromtechnisch ganz von selbst versorgen kann? Und läuft man auf Schotterwegen sicherer als auf Kopfsteinpflaster? Diese und andere Fragen suchten die rund 80 Teilnehmer der bundesweiten Wettbewerbe "Jugend forscht" für Heranwachsende zwischen 15 und 21 Jahren und "Schüler experimentieren" für Kinder unter 15 Jahren in den vergangenen Monaten eifrig zu ergründen.
Mit Erfolg: Frei dem Motto "Uns gefällt, was du im Kopf hast" stellten die Jungforscher am vergangenen Donnerstag und Freitag ihre insgesamt 38 Projekte aus den vier Fachbereichen Naturwissenschaften, Mathematik, Technik und Arbeitswelt in den Räumlichkeiten des Kabelherstellers Nexans Deutschland GmbH in Hannover vor - und präsentierten sich zeitgleich einer äußerst kritischen Jury, bestehend aus renommierten Pädagogen, Hochschulprofessoren, Dozenten und Wirtschaftsexperten. Das Ziel: Den mit 75 Euro dotierten ersten Platz der Regionalausscheidung ergattern und sich so für den anschließenden Landeswettbewerb in Oldenburg qualifizieren.
Geschafft hat dies im Wettbewerb "Schüler experimentieren" am Ende und bereits zum zweiten Mal in Folge, ein ambitioniertes Zweierteam aus Schaumburg. Der elfjährige Marc Heinz und der zwölfjährige Felix Müller, Schüler des Gymnasiums Bad Nenndorf, überzeugten die sachkundigen Spezialisten mit dem Modell eines innovativen Waschbeckens.
Mit ihrer Erfindung wollen die Jungforscher einen sinnvollen Beitrag leisten, um die Wasserknappheit zu lindern. So soll das technisch fortschrittliche Waschbecken erkennen, ab welchem Zeitpunkt die Hände während des Waschvorgangs sauber genug sind und den Benutzer mittels einer Leuchtdiode darauf aufmerksam machen, dass der Wasserlauf eingestellt werden kann.
Möglich wird dies durch einen integrierten Laserstrahl, der den Schmutzgehalt im abfließenden Wasser misst. Die Ideenentwicklung, Berechnung und technische Ausarbeitung ihres Prototyps verlangte von den beiden Sechstklässler aus Haste viel Durchhaltevermögen.
Seit den Sommerferien im vergangenen Jahr haben die Schüler intensiv an ihrem Gemeinschaftsprojekt gebastelt und geforscht. Lehrer und Betreuer Markus Hoffmann begleitete sie von Beginn an durch ihre Schaffensphase: "Die Jungen haben bis zur letzten Sekunde hart und hochkonzentriert gearbeitet und nebenbei auch noch ihre Präsentation ausgearbeitet.
Sogar in den Weihnachtsferien haben wir uns getroffen, um das Projekt voranzubringen." Für ein Patentrezept hat es am Ende trotzdem nicht ganz gereicht: "Der Lösungsansatz ist gefunden. Bis wir jedoch ein Patent für das Waschbecken anmelden können, müssen die Schüler ihre Ergebnisse noch weiterentwickeln." Dennoch: "Die Beiden haben sich extrem über ihre Platzierung gefreut. Und da sie als Anerkennung zusätzlich einen Sonderpreis im Bereich Umwelttechnik erhalten haben, hat die Jury deutlich gemacht, dass es dringend notwendig ist, Umweltprobleme in den Griff zu bekommen.
Das Thema Wasserknappheit betrifft uns schließlich alle." Doch bis zum Landeswettbewerb im März und der Hoffnung auf die Qualifizierung für den Bundeswettbewerb bleibt den beiden Schülern noch etwas Zeit. Bis dahin wollen sie ihre ausgeklügelte Technik verfeinern. Und vielleicht werden die beiden Schüler im weiteren Verlauf ja sogar zum mittlerweile siebenundvierzigsten Bundessieger gekürt.
Den mit 60 Euro dotierten zweiten Platz der Regionalausscheidung belegten übrigens die Schüler des Stadthäger Wilhelm-Busch Gymnasiums Nico Prädel, Jan-Rutger Bittler und Finja Tatge.
Mit dem Titel "Verbindung und Speicherung von erneuerbaren Energien im Haushalt", stellten sie ein Gebäude vor, welches mittels Brennstoffzelle, Solar- und Windenergie autark mit Strom versorgt werden kann. Viel wichtiger noch als die Platzierung, war den Jugendlichen allerdings der gesellschaftliche Nutzen ihrer Erfindung: "Auch nach dem Wettbewerb wollen wir am Thema bleiben und das Projekt sinnvoll weiterentwickeln." Den dritten Platz und 45 Euro Preisgeld ergatterten Leonie Schwiezer, Carina Fricke und Lisa Zakalowski.
Die Bad Nenndorfer Gymnasiasten beschäftigten sich mit Geo- und Raumwissenschaften und fanden heraus, dass die Untergründe Gras und Schotter für Mensch und Maschine am trittsichersten sind.
Auf Kopfsteinpflaster dagegen sei Ausrutschen am wahrscheinlichsten: "Daher empfehlen wir, vor allem in Bezug auf öffentliche Plätze, auf Kopfsteinpflaster zu verzichten und stattdessen einfaches Pflaster zu verlegen." Die vierte Schaumburger Gruppe, bestehend aus den Nenndorfer Schülern Frederieke Tambaur und Stephan Ferenz, erhielt für ihr "Optimales Bienenwachsschmelzen" einen Sonderpreis im Bereich Umwelttechnik und 50 Euro Preisgeld: "Wir haben jede Menge gelernt und hatten sehr viel Spaß." Wettbewerbsleiter Günter Kämpfert zeigte sich insbesondere über die rege Wettbewerbsteilnahme erfreut: "Mit 56 Projekte wurde die bisher höchste, bundesweite Anmeldezahl erreicht.
Dies ist enorm, vor allem, weil den Jugendlichen ein hohes Maß an Engagement, Motivation und Durchhaltevermögen abverlangt wird." Auch Markus Hoffmann lobte die erfinderischen Jugendlichen nach dem Wettstreit mit deutlichen Worten: "Alle teilnehmenden Schüler haben Beachtliches geleistet."
Viel wichtiger als die Platzierung sei jedoch auch immer der pädagogische Wert solcher Veranstaltungen: "Die Arbeiten der Heranwachsenden werden von Experten, Hochschuldozenten und Professoren anerkannt. Und die Kinder und Jugendlichen letztlich schlicht und ergreifend ernst genommen."
Foto: jo