1. Aufklären statt Verharmlosen ist das Ziel

    Plakatkampagne soll Erwachsene zum Thema Alkohol sensibilisieren / Kein Problem nur sozial schwacher Familien

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    LANDKREIS (wa). Alkohol gehört zum gesellschaftlichen Leben einfach dazu. Überall dort wo es etwas zu feiern gibt, werden Gläser gefüllt und sich zugeprostet. In heiterer Runde folgt buchstäblich einem Schluck dem nächsten. Anfangs noch vergnügt, endet der ein oder andere meist "voll breit" in irgendeiner Ecke. Nicht mehr Herr seiner Sinne sein ist heutzutage kein Zustand mehr, für den man sich schämen muss. Selbst wenn dabei wirklich höchstpeinliche Dinge passieren. Spätestens bei der folgenden Zusammenkunft, wird lauthals über die letzten Alkohol-Abstürze berichtet und gelacht. Denn, "besoffen sein" ist lustig - das zumindest suggerieren Erwachsene, wenn auch unbewusst, häufig den Kindern. Und das schon in jungen Jahren.

    Vorbilder. Damit sind nicht Popsternchen wie Madonna oder Lady Gaga gemeint. Denn Vorbilder für Kinder und Jugendliche sind in erster Linie alle Erwachsenen. Doch: Bis zur Besinnungslosigkeit wird sich bei den sogenannten Traditionsveranstaltungen wie beispielsweise Schützenfest oder Karneval betrunken. Stets vor den Augen der Jugend. "Wir hören dann immer Sätze wie, hier müssen Sie mal etwas unternehmen, die Kinder trinken bis zum Umfallen", sagt Claudia Oelsner, Jugendpflegerin im Landkreis Nienburg. Dabei sei es doch so, dass das Problem bei den Erwachsenen liege, die es bereits den Kleinsten vormachen. Ihrer Meinung nach sollten Erwachsene das Alkoholtrinken nicht als riesigen Spaß darstellen, sondern einfach mal die andere Seite vermitteln. Um die Bürger der Landkreise auf die Thematik ihrer Vorbildfunktion zu erinnern, haben sich die Jugendpfleger aus Schaumburg, Hameln-Pyrmont, Holzminden und Nienburg zusammengesetzt und eine Plakatkampagne ins Leben gerufen. "Wenn Sie ihren Kindern unbedingt etwas geben wollen, dann geben Sie ihnen ein gutes Beispiel" prangt auf den Postern, die in der nächsten Zeit an sämtliche Kindergärten und Schulen ausgehändigt werden sollen. Im Vordergrund zu sehen sind zwei farbige Gläser mit Händen die sich zuprosten, im Hintergrund Erwachsene in eindeutiger Situation. Beim Pressegespräch im Kreishaus wurde deutlich: Alkoholkonsum ist kein Problem sozialbenachteiligter Familien. Gerade Menschen mit gutem bis hohem Einkommen trinken öfter einen über den Durst. Hier fehle aus Zeitmangel der Austausch zwischen Eltern und Kindern über dieses wichtige Thema, so Oelsner. Durch diese gemeinsame Aktion hoffen die Kinder- und Jugendschützer auf regen Zuspruch aus der Bevölkerung, kontroverse Diskussionen nicht ausgeschlossen. "Wir können uns sehr gut vorstellen mit interessierten Schulen und Kindergärten Präventionsveranstaltungen durchzuführen", sagt der heimische Kreisjugendpfleger Andreas Woitke. Im letzten Jahr hatte die Kooperation der Landkreise Früchte getragen: Bei einem Seminar im jbf-Centrum auf dem Bückeberg wurden Pädagogen und Sozialarbeiter zum Thema Alkoholkonsum sensibilisiert und mit ihnen vielfältige Ideen zur Aufklärung entwickelt. Eine dieser Ideen hat der Kreisjugendring in Nienburg zusammen mit der dortigen Polizei bereits erfolgreich umgesetzt. Beim sogenannten "bleifrei-Abend" werden Jugendliche zwischen 16 und 21 Jahren ermuntert eine Zeltfete lang keinen Alkohol zu trinken. Schaffen sie es ohne Promilleangabe zu pusten, gibt es Sachpreise sowie einen Städtetrip zu gewinnen. Selbst ein dortiger Getränkehändler zieht mit und verschenkt auf Partys Gutscheine für Alkoholfreies. Die Vorbilder-Kampagne richtet sich gezielt an Eltern beziehungsweise Erwachsene und an ihr Verantwortungsbewusstsein. Auf eine direkte Ansprache der Kinder und Jugendlichen wird verzichtet. "Wir wollen uns nicht aufdrängen, die Kindergärten und Schulen sollen von sich aus auf uns als Ansprechpartner zu kommen", informiert Woitke. Ein zweites Plakat mit einem anderen Motiv, soll nach Angaben der Jugendpfleger noch vor den Sommerferien erscheinen und dann an Vereine und Institutionen der Landkreise geschickt werden. Foto: wa

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