1. Ausstellung "Hass vernichtet" soll die Betrachter aufrütteln

    Irmela Mensah-Schramm ruft Menschen zum friedlichen Zusammenleben auf

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    BAD NENNDORF (bt). Nur wenige Tage war die Ausstellung "Hass vernichtet" in der St. Godehardi-Kirche zu sehen. Initiatorin der Ausstellung war die in Berlin lebende Irmela Mensah-Schramm. Sie kam auf Einladung des "Bündnisses gegen Rechtsextremismus - Bad Nenndorf ist bunt" mit ihrer Ausstellung in die Kurstadt.

    Die Ausstellung wurde am Holocaust-Gedenktag, am Gedenktag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, eröffnet. Sie beinhaltet Fotografien von Hassschmierereien in der Bundesrepublik. Die Bilder zeigen Auswüchse rassistischen Denkens, öffentlich gemacht in Form von Schmierereien, Plakaten oder Aufklebern. "Es sind Botschaften voller Hass, darunter auch Morddrohungen gegen Mitmenschen, die anders aussehen, leben und denken," schreibt Irmela Mensah-Schramm in einem Vorwort zu ihrer Ausstellung. Mit ihrer Ausstellung will sie die Betrachter sensibilisieren, Hassschmierereien, auch Nazi-Symbole, zu erkennen und nicht zu dulden. Die 66-Jährige möchte die Menschen zu einem friedlichen Zusammenleben ermutigen und hat sich selbst die Aufgabe gestellt, öffentlich wahrnehmbare Hassparolen und Nazisymbole zu entfernen.

    Darüber hinaus fotografiert sie diese Hasssprüche und Hasssymbole und stellt sie in Ausstellungen zur Schau, um ihre Mitmenschen aufzurütteln. Die engagierte Menschenrechtlerin möchte aufzeigen, wie Menschen in der Lage sind, so hasserfüllt zu denken und auch so zu handeln. Seit Beginn ihres Wirkens vor einem Vierteljahrhundert hat Mensah-Schramm über 90.000 Plakate, Aufkleber und gesprühte Schmähschriften entfernt, benachbarte Staaten eingeschlossen. "In Bad Nenndorf habe ich solche Schmierereien nicht entdeckt," berichtete sie. Allein seit 2007 hat sie mehr als 49.000 Aufkleber mit menschenverachtenden Inhalten beseitigt. Sie tut das, "weil ich den Hass vernichte möchte", wie sie sagt. Bei ihrer Arbeit erhält sie Drohungen, schäbige Kommentare von Zuschauern, aber auch Anzeigen wegen Sachbeschädigung. Für sie ist ganz klar: "Beschädigte Gegenstände sind allesamt ersetzbar und reparabel, eine verletzte Menschenwürde aber nicht." Das Recht auf freie Meinungsäußerung grenzte sie in ihren Worten zur Ausstellungseröffnung da ein, "wo Hass und Menschenverachtung beginnen".

    Jürgen Uebel vom "Bündnis gegen Rechtsextremismus" wies in seinen einleitenden Worten zur Ausstellung darauf hin, dass 67 Jahre nach Kriegsende jeder fünfte Erwachsene sich nichts unter Auschwitz vorstellen könne, wie Untersuchungen zeigten. Um das Ziel einer humanen Gesellschaft zu erreichen, gelte es sich der Aufgabe zu stellen, die Menschen zur Humanität zu erziehen, äußerte Pastor Hans-Joachim Waßmuth von der St.Godehardi-Kirchengemeinde. Marina Jalowaja, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Bad Nenndorf, meinte in ihren Worten an die Eröffnungsbesucher, "Wer anderen die Menschenwürde abspricht, hat nichts aus der Geschichte gelernt." Eine lebendige Erinnerung bilde die beste Abwehr gegen menschenverachtendes Gedankengut und stärke die Demokratie. Von Innenminister Uwe Schünemann erhofft sich Bürgermeisterin Gudrun Olk bei dessen Besuch im Mai eine Antwort auf die Frage, warum Rechtsextreme im August in Bad Nenndorf wieder auftreten dürfen. Für Samtgemeindebürgermeister Bernd Reese ist eine "klare Positionierung bei diesem Thema notwendig." Für ihn steht fest: "Wir werden die Bahnhofstraße irgendwann zurück gewinnen." Foto: bt

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an